Rezension

Spannender Psychothriller, bis zum Schluss jedoch nicht überzeugend

Wenn du mich tötest - Karen Winter

Wenn du mich tötest
von Karen Winter

Bewertet mit 3 Sternen

Spannender gut aufgebauter Thriller, das Ende konnte mich leider nicht überzeugen

Der deutsche Julian Tahn erscheint abends ziemlich abgekämpft in einem Hotel in Kinlochbervie in Schottland und fragt nach einem Zimmer. Kurze Zeit später verlangt er auch nach der Polizei und meldet seine Frau als vermisst. Der Detective John Gills übernimmt den Fall und kommt bald einer Geschichte auf die Spur, mit er zu Beginn auf keinen Fall gerechnet hätte.

Das Buch wird zwar in der dritten Person, jedoch immer mit unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Als Leser darf man so mehr oder weniger direkt John Gills über die Schulter gucken, Julian Tahn's Gedanken folgen, aber auch einige andere Personen direkt mitverfolgen. Dadurch erhält man als Leser einen schönen Gesamtblick auf die Figuren und das Geschehen und kann die Motive und Handlungen der einzelnen Personen gut nachvollziehen.

Dabei schafft es die Autorin, dass ich als Leser sehr lange Zeit komplett im Dunkeln tappte und als ich dann dachte, jetzt würden sich die Puzzlestücke zu einem klaren Bild formen, gab es nochmal einige überraschende Wendungen. Durch geschickte Andeutungen, kleine Sprünge in die Vergangenheit, die aber mehr Fragen aufwerfen, als Dinge offenbaren, hielt das Buch konstant die Spannung aufrecht und ich konnte es einmal begonnen kaum noch aus der Hand legen.

Dabei verzichtet die Autorin auf besondere Brutalität oder Gewaltorgien, sondern verlegt sich komplett auf die psychologische Führung durch das Thema: es wird sehr viel angedeutet, durch die Stimmungen spürbar gemacht, aber zu keinem Zeitpunkt wird das Buch irgendwie brutal oder wartet mit Gewalt auf.

Schön wird dabei auch die Atmosphäre der schottischen Umgebung, in der sich die Geschichte abspielt mit eingefangen und trotz der Dramatik und Spannung hat mir das Buch richtig Lust darauf gemacht auch endlich einmal Schottland zu bereisen.

Was mich leider nicht überzeugen konnte, war dann die Auflösung am Ende. Nachdem eine unglaubliche Dramatik und Spannung aufgebaut wurde, endet die gesamte Geschichte irgendwie ziemlich lapidar, wenn auch ohne Zweifel tragisch. Für mich verpuffte gefühlt am Ende alles zu einem kleinen nichtssagenden Häufchen zusammen und irgendwie blieb ich etwas ratlos zurück. Auch die Dramaturgie zwischen den Eheleuten Tahn wurde gut aufgebaut, die Erklärungen jedoch fand ich zum Teil eher irritierend und gerade das Verhalten der beiden eher befremdlich.

Alles in allem ein spannender Thriller, den man einmal begonnen, nur noch schwer aus der Hand legen kann, der mich aber leider durch das eher nichtssagende Ende nicht komplett überzeugen konnte.

Dafür vergebe ich drei Sterne.