Rezension

Spannender Roman auf mehreren Zeitebenen

Der Schattengarten - Anna Romer

Der Schattengarten
von Anna Romer

1993: Lucy kehrt nach etlichen Jahren von London nach Hause ins heimische Melbourne zurück - ein rätselhafter Brief ihres Großvaters Edwin hat sie neugierig gemacht. Ihre Familie - das ist eigentlich nur noch ihr Vater Ron, der mit seinem Vater Edwin schon seit Jugendjahren zerstritten ist. Lucys Mutter kam vor 16 Jahren bei einem tragischen Unglück ums Leben. Und nun dieser Brief - der bei Lucy die Erinnerungen an den Unfall 1977 wieder wach ruft, ihre Gedanken zum Rotieren bringt, an ihre eigene Schuld und an das, was sie damals bei ihrem Großvater gesehen hatte - oder zu sehen glaubte.
Parallel wird die Geschichte von Edwin und Clarice und ihrer Pflegetochter Orah aus den Jahren 1930/1931 erzählt - eine tragische Geschichte voller Verwicklungen, Missverständnissen, Leid. Ein falscher Schritt nach dem anderen führt die drei immer weiter ins Verderben.

Schon der Anfang ist geheimnisvoll. Ein Prolog, bei dem man nur erfährt, dass es eine Tote gab. Was ist passiert, damals in 1930 ? Aber wer ist die Tote? Wie konnte es dazu kommen und wieso ? Da spielt die Autorin mit dem Geheimnis und lässt uns Leser im Dunkeln. Aber gerade dieser Anfang macht ungemein neugierig.
Anna Romer kann fesselnd erzählen, die abwechselnden Zeitebenen erhöhen den Spannungsfaktor . Die Sichtweisen in den Vergangenheitsebenen wechseln, ermöglichen hinter die Fassaden zu blicken, die Gefühle und Gedanken der Protagonisten zu verstehen.
Auf der "aktuellen" Erzählebene von Lucy wechselt die Autorin die Erzählpersepektive, mit ihr erleben wir die Ich-Erzählerin Lucy, mit irh erleben wir ihre  Reise zurück in die Heimat, ihre Nachforschungen und Gefühle mit. Denn auch Lucy ist traumatisiert, lange schleppte sie ein dunkles Geheimnis mit sich herum, dass sie selbst verdrängt hatte. Bei ihr geht es aber auch um eine erloschen geglaubte LIebe und eine Flucht aus ihrer jetzigen Beziehung - und die Konflikte, die sie dadurch mit sich selbst ausmacht.
Ein weiterer ganz interessanter Erzählstrang sind die Märchen, die Lucys Vater Ron schreibt. Eines wird parallel - immer in Häppchen - erzählt und zeigt, wie Ron seine Kindheit sieht und verarbeitet, anhand des umgeschriebenen Märchens von Rumpelstilzchen.

Mich hat die Geschichte sehr gefesselt. Die Protagonisten kamen mir sehr lebendig vor und ich konnte mich gefühlsmäßig sehr auf sie einlassen.
Der Roman handelt von dunklen Familiengeheimnissen, ist spannend  auf mehreren Zeitebenen erzählt, ist geheimnisvoll, düster und tragisch. Mich hat das Buch ungemein gut gefallen und daher von mir absolute Leseempfehlung.