Rezension

Spannender Roman mit ein paar kleineren Schwächen

Die verstummte Frau - Karin Slaughter

Die verstummte Frau
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

Will ermittelt im Gefängnis und wird plötzlich von einem Inhaftierten angesprochen, der behauptet zu Unrecht inhaftiert worden zu sein. So weit sicher nichts ungewöhnliches, doch dieser Mann hat erste Indizien zu bieten, die tatsächlich Zweifel wecken und viel schlimmer - Saras inzwischen verstorbener (Ex-)Mann Jeffrey Tolliver soll laut diesem Häftling ganz bewusst ihn an den Pranger gestellt haben, während der tatsächliche Täter möglicherweise weitermordet...Immer wieder verunfallten Frauen in der Gegend - nun stellt sich die Frage, ob vielleicht etwas anderes dahinter steckt.

Ich bin Fan der Autorin und wusste, was da auf mich zukommen würde. Eine spannende, teils brutale Geschichte, die allerdings auch gespickt ist mit zahlreichen Passagen aus dem Privatleben von Sara und Will. Das muss man mögen, sonst könnte es stellenweise etwas langatmig werden. Da ich die beiden sehr schätze und mich auch für ihre Gefühlswelt interessiere, hat mich das aber keineswegs gestört – im Gegenteil. Es hätte mir was gefehlt, wäre Slaughter plötzlich von ihrem bewährten Muster abgewichen. Und doch ist es etwas anders, denn hier verbindet die Autorin die Vergangenheit mit der Gegenwart. Eine Geschichte, die vor acht Jahren ihren Anfang nahm, wird hier wieder zum zentralen Element. Ich denke, dass es auch deshalb ratsam ist die anderen Bücher der Reihe zu kennen, sonst könnten Verständnislücken auftreten – wenn auch nicht den Fall betreffend, denn dieser wird haarklein, mit all seinen Abscheulichkeiten in den Fokus gestellt. Hier zeigt sich der brillante Schreibstil der Autorin wieder einmal. Sie schreibt einerseits knallhart und fordert den Leser, dann kommen Passagen, die zwar weniger spannend sind, aber oft gewürzt mit einem trockenen Humor, der es einfach in sich hat. Trotzdem nimmt das Privatleben einfach fast zu viel Raum ein. Besonders nach der sehr gelungenen Auflösung ist klar, dass das Buch hier auch mal locker 50 bis 100 Seiten kürzer hätte ausfallen können.
Mir gefiel die Verbindung der Fälle auf zwei Zeitebenen, denn das lädt den Leser zum Miträtseln ein und es hat mich auch überrascht, aber ein richtiger Thriller war das Buch aus meiner Sicht nicht, denn der Thrill oder das, was ich darunter verstehe, fehlte über weite Strecken.
Während ich die Auflösung des Coldcases gelungen fand, ärgerte mich, dass der Fall, der alles ins Rollen brachte einfach nicht mehr zur Sprache kam.

Dieser achte Teil wäre sicher für Einsteiger nicht immer ganz leicht zu nachzuvollziehen, aber trotzdem empfehlenswert, besonders wenn man auch detailreiche Ausführungen, auch der brutalen Art, mag.