Rezension

Spannender Trilogieauftakt, leider etwas zu wenig Action

Die Königin der Schatten
von Erika Johansen

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt aus dem Klappentext:

Als Kelsea Glynn an ihrem neunzehnten Geburtstag den Thron des magischen Königreiches Tearling besteigt, tritt sie ein schweres Erbe an: Die mächtige Herrscherin des Nachbarlandes Mortmesne bedroht Tearling, das eigene Volk begegnet ihr mit Misstrauen, und an ihrem Hof findet sie einen Sumpf von Machtgier, Lügen und Intrigen vor. Kelsea weiß, sie darf sich keinen einzigen Fehler erlauben, wenn sie überleben will. Sie wird all ihren Mut, ihre Klugheit und Stärke brauchen, um eine wahre Königin zu werden – die legendäre Königin von Tearling . . .

Neunzehn Jahre lang führte die junge Prinzessin Kelsea Glynn ein abgeschiedenes Leben in der Obhut ihrer Pflegeeltern. Nun ist der Tag gekommen, an dem sie von der Leibwache ihrer verstorbenen Mutter an den Königshof zurückeskortiert wird, um die Herrschaft über das magische Königreich Tearling anzutreten. Doch Tearling ist ein armes Land, ständig bedroht von seinem mächtigen Nachbarn Mortmesne. Um ihre Herrschaft zu sichern, schloss Kelseas Mutter einst einen verhängnisvollen Pakt. Einen Pakt, dessen Konsequenzen Kelsea nun zu spüren bekommt, denn es trachtet ihr nicht nur die Rote Königin von Mortmesne nach dem Leben, auch ihr Hofstaat, schlimmer noch, ihr eigenes Volk misstraut ihr. Nur wenn sie einen Weg zu ihrem magischen Erbe findet, kann Kelsea ihre Untertanen vor Mortmesne schützen. Falls sie lange genug auf dem Thron sitzt. Falls sie lange genug überlebt . . .

 

Meinung:

Die Inhaltsangabe klingt sehr vielversprechend und dementsprechend neugierig habe ich mich sofort ans Lesen begeben.

Wir tauchen auch direkt in die Geschichte ein und erleben, wie die gerade 19 Jahre alt gewordene Kelsea bei ihren Zieheltern abgeholt wird, um in der Hauptstadt zur Königin gekrönt zu werden. Sollte sie den Weg bis nach Neulondon überhaupt überleben... Kelsea weiß um ihr Schicksal und das ihr künftiges Leben nicht einfach und voller Gefahren sein wird. Sie weiß auch, dass ihr Leben unter Umständen sehr kurz werden kann. Dadurch, dass sie so isoliert aufgewachsen ist, ist Kelsea nicht darauf wirklich darauf vorbereitet, was sie auf ihrem Weg in die Hauptstadt erwartet und wie die Lebensumstände ihres Volkes sind. Über ihre Mutter hat sie nie viel erfahren, geschweige denn über den Pakt, den diese mit dem Nachbarland Mortmesne und der dortigen roten König geschlossen hat, damit diese nicht ihr eigenes Land Tearling übernimmt. Kelsea ist nicht gewillt, ihrem Volk das länger anzutun und bricht den Pakt. Die Konsequenz daraus: Ein drohender Krieg mit Mortmesne und seiner mächtigen Königin.

Kelsea ist ein interessanter, wenn auch mir nicht immer sympathischer Charakter. Sie hat ein schweres Erbe anzutreten. Zwar wurde sie ihrer Erziehung gemäß auf ihre Rolle als Königin vorbereitet, jedoch hat sie nie viel über ihre Familie und besonders ihre Mutter erfahren. Dementsprechend erschüttert sie natürlich die Wirklichkeit und die Wahrheit über die alte Königin. Wer ihr Vater ist, weiß sie auch nicht. Sie hat ein eher unscheinbares Äußeres, ist eher kompakt als gertenschlank und alles in allem ist Kelsea eher pragmatisch veranlagt. Da sie selber eher einfach aufgewachsen ist, liegt Luxus ihr fern. Einzig ihre Liebe zu den Büchern kann man als ihr "Laster" ansehen. Sie versucht, gerecht und fair zu handeln. Misshandlungen und Ungerechtigkeit mag sie gar nicht. Auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet und zeichnen sich durch die eine oder andere Charaktereigenschaft auf. Einziges Manko bei den Figuren ist für mich, wie auch schon bei anderen Lesern angemerkt, die rote Königin. Sie wirkt sehr schwach und wenig erhaben. Das passt so wenig zu dem Bild der "bösen Hexe", das in Tearling von ihr gezeichnet wird.

Das Thema Bücher bieten mir direkt eine gute Überleitung, um über den Inhalt des Buches zu sprechen. Dieser ist nicht in einer reinen Fantasywelt angesiedelt, wie ich ursprünglich dachte, sondern setzt in unserer Welt an. Allerdings in einer entfernten Zukunft und auf einem neu gebildeten Kontinent, den Kelseas Vorfahren besiedelt haben, nachdem die "alte" Welt von Krieg und Zerstörung offenbar unbewohnbar wurde (Gut, das mit dem unbewohnbar ist jetzt nur eine Mutmaßung von mir, die Zeichen deuten aber darauf hin). Diese Tatsache hat mich ein wenig überrascht, allerdings im positiven Sinne. Technische Errungenschaften gingen bei der Übersiedlung nahezu unter und die heutige Gesellschaft erinnert stark ans Mittelalter. Erika Johansen hat hier einen spannenden und gut konstruierten Weltenentwurf ausgearbeitet. Nach und nach erfährt der Leser mehr über Kelseas Welt und die politischen Konstrukte. Über den kommenden Handlungsverlauf habe ich mir beim Lesen schon den einige Gedanken gemacht und Vermutungen angestellt. Ob sich diese dann Bewahrheiten werden, muss sich dann im zweiten Teil zeigen.

Erzählt wird die Geschichte aus der dritten Person. Der Hauptblickwinkel bleibt dabei auf Kelsea aber auch andere Figuren, wie z. B. die rote Königin selber geben uns Einblick in ihre Sicht und Erlebnisse. Die Kapitel sind dabei sehr lang gehalten. Einzelne Absätze und Überleitungen sind aber gut gekennzeichnet, so dass man keine Angst haben muss den Faden zu verlieren, wenn man das Buch mal aus der Hand legt. Der Schreibstil ist flüssig und eingängig, ich kam sehr gut durch das Buch und die Spannung ist insgesamt auch gut aufgebaut. Gerne hätte ich mir in diesem Buch etwas mehr Action gewünscht in dem Konflikt mit dem Nachbarland. Der kommt meiner Meinung nach viel zu kurz. Auch ist das Buch sehr Dialog-lastig und viele politische Verwicklungen werden in Gesprächen dargelegt. Mich persönlich hat es nicht gestört, denn diese Art die Hintergründe einzubauen fand ich hier gut umgesetzt, so dass ich die Dialoge nicht langweilig und ermüdend fand.

 

Fazit:

Intrigen, Kampf, Hinterhalte... Wer gerne "Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin liest, sollte dieser Reihe ruhig einen Blick gönnen. Ein spannender Weltenentwurf, eine gut konstruierte Geschichte und interessante Protagonisten lassen mich kleine Schwächen gerne verzeihen. Ich persönlich freue mich schon auf den nächsten Band und hoffe, dass ich dort dann mehr "Action" bekommen werde.

Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.

(Mein Blog: vanessasbuecherecke.wordpress.com)