Rezension

Spannender und actionreicher Auftakt zu einer vielversprechenden Trilogie

Die Bestimmung 01 - Veronica Roth

Die Bestimmung 01
von Veronica Roth

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Wir schätzen die Vorzüge anderer Fraktionen gering, nur damit unsere eigene in besserem Licht dasteht. Ich will das nicht. Ich will mutig, selbstlos, klug, freundlich und aufrichtig sein." (S.396)

Fünf Fraktionen, fünf völlig verschiedene Lebensformen sind es, zwischen denen Beatrice, wie alle Sechzehnjährigen ihrer Welt, wählen muss. Ihre Entscheidung wird ihr gesamtes künftiges Leben bestimmen, denn die Fraktion, der sie sich anschließt, gilt fortan als ihre Familie. Doch der Eignungstest, der über Beatrices innere Bestimmung Auskunft geben soll, zeigt kein eindeutiges Ergebnis. Sie ist eine Unbestimmte, sie trägt mehrere widerstreitende Begabungen in sich. Damit gilt sie als Gefahr für die Gemeinschaft. Beatrice entscheidet sich, ihre bisherige Fraktion, die Altruan, zu verlassen, und schließt sich den wagemutigen Ferox an. Dort aber gerät sie ins Zentrum eines Konflikts, der nicht nur ihr Leben, sondern auch das all derer, die sie liebt, bedroht…

Meine Meinung

  • Handlung/ Verlauf der Geschichte

Die Seiten sind nur so an mir vorbeigeflogen, obwohl die Spannung zunächst ein wenig klein gehalten wird, da sich die Geschichte zunächst darauf konzentriert den Leser mit der Gesellschaft und den 5 Fraktionen, in die die Menschen unterteilt werden vertraut zu machen. Dabei prasselt einiges an Informationen auf einen ein, die man erst einmal verarbeiten muss. Danach legt sich das Hauptaugenmerk vor allem auf Beatrice bzw. Tris. Wir begleiten sie vom Tag des großen Tests, bis hin zu ihrer Entscheidung auf der Bestimmungsfeier und sehen letztendlich wie sie sich bei den Ferox durchschlägt. Von da an konnte ich das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen, sondern musste ununterbrochen weiterlesen. Die Initationsphase hält für die neuen Feroxmitglieder nämlich einige Prüfungen bereit, die sie jedes Mal aufs Neue herausforden. Jedes Mal aufs Neue müssen sie ihren Mut und ihre Stärke beweisen, was den Druck und Konkurrenzkampf selbstverständlich enorm anheizt. Als es immer wieder zu kleinen Zwischenfällen kommt, nimmt die Spannung automatisch noch einmal zu. Das ändert sich auch bis zum Ende nicht mehr, da sich die Ereignisse hier förmlich überschlagen und es einige unerwartete Wendungen und Überraschungen gibt. Außerdem ist man als Leser durchweg damit beschäftigt herauszufinden, warum es so schlimm ist eine Unbestimmte zu sein.

Von der Idee mit den fünf Fraktionen war ich eigentlich auf der Stelle begeistert. Fünf Fraktionen, die fünf verschiedene Formen des Zusammenlebens haben und jeweils andere Werte vermitteln.

Altruan: Die Selbstlosen
Candor: Die Freimütigen
Ken: Die Wissenden
Amite: Die Friedfertigen
Ferox: Die Furchtlosen

Allerdings haben sich bei mir schnell erste Zweifel breit gemacht, ob dieses Gesellschaftssystem wirklich das Richtige ist. Kann man jeden Menschen wirklich nur auf eine Eigenschaft reduzieren? Kann es wirklich nur schwarz oder weiß geben? Oder ist es nicht viel wahrscheinlich, dass jeden von uns mehrere Eigenschaften ausmachen?

  • Schreibstil

Veronica Roths Schreibstil hat mir richtig gut gefallen, da er sich super flüssig lesen lässt, gleichzeitig aber auch sehr emotional und spannend ist. Sie erzählt mit viel Liebe zum Detail und weiß genau wie sie ihre Leser mit einer guten Portion Action und Nervenkitzel mitreißen kann. Aber auch die ruhigeren Abschnitte sind ihr richtig gut gelungen. Dadurch, dass die Geschichte aus der Sicht von Tris erzählt wird und man als Leser stets einen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle hat, kann man sich sehr gut in sie hineinversetzen, mit ihr mitfühlen und mitfiebern.

  • Charaktere

Es hat ein wenig gedauert bis ich mit Beatrice und ihrer doch recht eigenwilligen Persönlichkeit warm geworden bin. Sie war mir zwar nicht unsympathisch, aber von mögen konnte die Rede leider auch nicht sein. (Ans Herz gewachsen ist sie mir erst nach und nach!) Für ihren Mut, ihre Stärke und Kampfgeist habe ich sie jedoch von Anfang an bewundert. Egal wie schwierig eine Situation ist, sie beißt die Zähne zusammen und versucht ihr bestes zu geben. Damit macht sie sich allerdings nicht nur Freunde…Ich hatte das Gefühl, dass die anderen sie lange Zeit total unterschätzt und nur das liebe, kleinen Altruanmädchen in ihr gesehen haben. Als sie sich stetig verbessert und eine ernstzunehmende Konkurrentin wird, hatten einige Reaktionen (von ihren sogenannten „Freunden“) darauf einen etwas faden Beigeschmack.

Four war für mich bis zur Hälfte des Buches undurchschaubar. Beim Training mit den Initianten stets schroff und abweisend, ist er aber mit Tris allein, bekommen wir doch eine andere, weichere Seite von ihm zu sehen. Das wiederum weckt natürlich die Neugier des Lesers J Man möchte unbedingt hinter seine Fassade schauen, vor allem nachdem klar wird, dass Four einige Geheimnisse mit sich herumträgt. Eins sehr interessanter Charakter, über den ich gerne noch mehr erfahren möchte…

Mein Fazit

Mit „Die Bestimmung“ ist Veronica Roth ein spannender und vor allem actionreicher Auftakt zu einer vielversprechenden Trilogie gelungen. Von der ersten Seite konnte sie mich mit ihrer Welt und der doch recht düsteren Zukunftsversion begeistern und an das Buch fesseln. Man begleitet die Protagonistin Beatrice durch ihren großen Test, erlebt ihre Unsicherheit und ihre Zweifel am Tag der Bestimmungsfeier, ihre ersten Tage bei den Ferox sowie ihren unermüdlichen Kampfgeist während der gesamten Initationsphase. Die Spannung ist eigentlich kontinuierlich vorhanden, steigert sich aber bis zum Ende hin, da es einige unerwartete Wendungen und Überraschungen gibt. Der Cliffhanger zum Schluss macht einen natürlich neugierig auf den 2.Band, sodass man am liebsten sofort weiterlesen möchte.