Rezension

Spannender und schlüssiger konstruiert als der Auftakt der Born-Trilogie, aber unrealistisches Handeln der Polizei

Finsterthal - Linus Geschke

Finsterthal
von Linus Geschke

Bewertet mit 3 Sternen

Zwei Mädchen reicher Väter werden entführt, zuerst eines in Berlin und später eines in Bayern. Beide wurden tot aufgefunden, als der ehemalige Polizist Alexander Born von seinem Freund Dimitri, der beide Väter aus dem Umfeld der russischen Organisierten Kriminalität kennt, um Hilfe gebeten wird. Born zögert zunächst, hat aber das Gefühl, dass es nicht bei den beiden entführten Mädchen bleiben wird und ermittelt - ein Jahr nach den Morden in Tannenstein - erneut auf eigene Faust und kommt damit auch wieder seinen Ex-Kollegen der Berliner Polizei in die Quere. 

"Finsterthal" ist der zweite Band der Trilogie um den kriminellen Ex-Polizisten Alexander Born. Auch dieser Krimi ist ähnlich aufgebaut, wird aus der Perspektive verschiedenster handelnder Personen geschildert und eröffnet damit diverse Handlungsstränge, die jedoch weitaus weniger verwirrend sind, als in Band 1. Wieder spielt sich der Kriminalfall im Milieu der  russischen Organisierten Kriminalität ab, die erneut menschenverachtend und skrupellos agiert. Ein Menschenleben bedeutet den Kriminellen nichts, Entführung, Vergewaltigung und Mord berühren sie nicht. Auch untereinander bekriegen sich die unterschiedlichen Kartelle, so dass die wahren Hintergründe der Entführungsfälle lange undurchsichtig bleiben. 

In "Finsterthal" begegnet man einer Vielzahl an Protagonisten wieder, die bereits aus Band 1 bekannt sind, weshalb es zum besseren Verständnis sinnvoll ist, "Tannenstein" gelesen zu haben. Born spielt erneut die Rolle des abgehalfterten Ex-Polizisten, der zwar einerseits nichts auf Recht und Gesetz gibt, andererseits aber auch die Machenschaften der "Bösen" verurteilt und sich aus Heldenmut und persönlichem Ehrgeiz für seine Vorstellung von Gerechtigkeit einsetzt. Dabei sind ihm seine Kontakte in das russische kriminelle Milieu von Vorteil, womit er der Polizei stets entscheidende Schritte voraus ist. 

Den zweiten Band empfand ich spannender und schlüssiger konstruiert als den Auftakt der Born-Trilogie, ich konnte mich aber weiterhin nicht mit dem eigentümlichen Schreibstil anfreunden. Die kurzen Kapitel, die permanent wechselnden Perspektiven, die gespickt von pseudointellektuellen Philosophien des Gejagten ("Der Dunkle") und des Jägers (Born) waren, störten meinen Lesefluss. Weiterhin empfand ich das Handeln der Polizei, insbesondere das Ermitteln von Borns Ex-Kollegin Carla Diaz während ihres Urlaubs mit Erlaubnis ihres Vorgesetzten, als unrealistisch. 

"Finsterthal" ist weniger verwirrend, zäh und gewaltverherrlichend als Band 1. Ich konnte ich aber weiterhin weder für das Milieu, in dem der Fall spielt, noch für den Charakter Born begeistern, so dass meine Neugier auf den Abschluss der Trilogie nicht geweckt wurde.