Rezension

Spannender, unterhaltsamer Krimi mit Ausbaupotenzial

Der Himmel so rot - Marion Feldhausen

Der Himmel so rot
von Marion Feldhausen

Bewertet mit 3.5 Sternen

REZENSION – Wer einen spannenden Unterhaltungsroman mit historischem Rückblick in die Zeit des Zweiten Weltkriegs sucht, macht mit dem 200-Seiten-Krimi „Der Himmel so rot“, dem dritten Buch von Marion Feldhausen, sicher keinen Fehler. Er verknüpft in lockerem Stil aktuelle gesellschaftspolitische Themen mit Kriegsverbrechen in Norditalien. Besser wäre allerdings gewesen, wenn Letzteres nicht schon im Klappentext des Romans verraten würde. Denn dadurch verliert der durchaus raffiniert aufgebaute Krimi einen wesentlichen Teil seiner Spannung. Doch das Tempo der Handlung, starke Szenenwechsel, kurze Sätze und gute Dialoge machen das Buch zu einem leicht und gern lesbaren Spannungsroman.

Hauptkommissarin Sophia Barucchi, Deutsche mit italienischen Wurzeln, und ihr Kollege, Oberkommissar Paul Scholten, werden eines Morgens in ein Waldstück am Duisburger Kaiserberg gerufen, wo nach einem anonymen Anruf die skelettierte Leiche einer etwa 30-jährigen Frau gefunden wurde. Deren Leichnam wurde nach Auskunft der Rechtsmedizinerin wohl schon vor 30 Jahren dort vergraben. Daneben werden zwei ältere Lira-Münzen gefunden. Sophias italienischer Kollege, der eigentlich gerade unter Todesgefahr gegen die Mafia kämpft, überprüft alte Vermisstenmeldungen. Bald stoßen die Ermittler auf das Verbrechen einer SS-Panzergrenadier-Division an Einwohnern des Dorfes Santa Maria, die 1944 zu Hunderten ermordet wurden. Nicht weniger gefährlich erscheint das Ermittlungsumfeld in Duisburg, wo Sophia und Paul es mit rivalisierenden Rockerbanden, Drogenhandel und Prostitution sowie mit Neonazis und einem Altnazi zu tun bekommen. Dann wird im eigenen Kommissariat noch ein „Maulwurf“ entdeckt.

Was einerseits die Stärke dieses Krimi ist - schnelles Tempo, hohe Handlungsintensität, starke Szenenwechsel, flapsige Dialoge und sympathische wie unsympathische Figuren – und sich damit für eine Verfilmung eignen würde, ist gleichzeitig sein Nachteil: In die Handlung wurde alles gepackt, was thematisch passend scheint: Zu den Altnazis und SS-Schergen mit ihren heute oft verjährten Kriegsverbrechen kommen die Neonazis. Von ihnen ist es nur ein kleiner Sprung zu den Rockerbanden und weiter zu Drogenhandel und Prostitution – alles Themen, mit denen sich die Autorin als berufsmäßige Psychotherapeutin von drogensüchtigen Strafgefangenen zweifellos gut auskennt. Als wäre dies nicht genug, erschweren auch noch LKA und BND die Arbeit der Duisburger Ermittler.

Diese kraftvolle Themenvielfalt, gepresst auf nur 200 Seiten, ermöglicht es der Autorin kaum, sowohl in der Handlung tiefer zu gehen als auch die Charaktere ihrer Protagonisten stärker auszuleuchten. Jedes Thema für sich würde schon für einen eigenen Roman reichen. Und was ließe sich alles aus der temperamentvollen Deutschitalierin Sophia Barucchi und ihrem Verhältnis mit dem Staatsanwalt noch herausholen oder aus Sophias freundschaftlich-knisternder Beziehung zum Kollegen Paul. Und dann ist da noch die clevere Helma, die „Perle des Kommissariats“. Doch ungeachtet dessen bleibt „Der Himmel so rot“ ein locker geschriebener, leicht zu lesender und durchaus fesselnder Krimi, der als spannende Feierabendlektüre bestens geeignet ist.