Rezension

Spannender Zons-Thriller im Gestern und Heute

Stummes Opfer: Thriller -

Stummes Opfer: Thriller
von Catherine Shepherd

Bewertet mit 5 Sternen

Wir sind in Zons im Jahre 1502: Zu Bastian Mühlenberg kommen die zwei Buben von Gertrude, dem Bettelweib. Sie sind auf der Suche nach ihrer Mutter, sie ist schon länger abgängig, nirgends zu finden. Derweilen ist auf der Kirchen-Baustelle die Hölle los. Eine Mauer will und will nicht stehen bleiben, immer wieder stürzt sie ein. Zwei weitere Bettelweiber werden vermisst und Bastian ahnt Schreckliches.

In der Gegenwart macht Lothar Neidhardt bei der Einweihungsfeier des neuen Kreisarchivs eine grauenvolle Entdeckung: Mörtel löst sich an einer Säule, zum Vorschein kommt die Leiche eines sehr jungen Mannes, in seiner Hand die Hälfte eines Zonser Schöffensiegels. Damit nicht genug, es werden weitere Mordopfer entdeckt, ein Wettlauf mit der Zeit beginnt für den Kriminalkommissar Oliver Bergmann.

Ganz mysteriös ist zwischen den beiden Erzählsträngen immer wieder eine kurze dritte Ebene eingeflochten, die äußerst geheimnisvoll daherkommt. Wer oder was ist das? Wie hängt diese Story mit den Todesfällen zusammen?

Auch dieser mittlerweile elfte Band der auf zwei Zeitebenen spielenden Thriller-Reihe ist spannend von der ersten bis zur letzten Zeile. Ich beginne zu lesen und weiß, dass so einiges auf mich zukommen wird, freu mich drauf.

Catherine Shepherd versteht es, sehr lebendige Bilder zu schaffen. Die bedrohliche, bedrückende, ja  finstere Atmosphäre der damaligen Zeit kann ich direkt spüren, wenn ich mit Bastian Mühlenberg vor gut 500 Jahren so manch unheimlichem Typen auf den Fersen bin. Da kann ich schon mal vergessen zu atmen, so sehr fesselt mich das Geschehen. Oliver schaue ich in der Gegenwart über die Schulter, dabei treffe ich auch wieder auf Emily, seine Freundin. Sie ist als Journalistin spezialisiert auf historische Themen und kann ihm so manches Mal mit ihrem Wissen weiterhelfen. Und hier wird ihre Sachkenntnis gebraucht. Das Zusammenspiel dieser beiden Erzählstränge ist sehr geschickt gemacht, die Übergänge fließend. Perfekt.

„Stummes Opfer“ ist, so wie jeder Band aus der Zons-Reihe, in sich abgeschlossen. Man muss die Vorgängerbände nicht kennen, aber warum sollte man auf diesen Lesegenuss verzichten?