Rezension

spannendes Debüt

Silent Scream  - Wie lange kannst du schweigen? - Angela Marsons

Silent Scream - Wie lange kannst du schweigen?
von Angela Marsons

Ermittlungen führen DI Kim Stone zum Gelände eines ehemaligen Kinderheims, damals dort vergrabene Leichen und aktuelle Morde scheinen zusammenzuhängen. Auch wenn sie ihren Kollegen gegenüber darüber schweigt, ist es doch ein Fall, der Kim persönlich betrifft, auch sie hat ihre Kindheit im Heim verbracht und diese Zeit nie wirklich überwunden.

Am Anfang machte das Buch nicht ganz so einen guten Eindruck auf mich: Ich hatte das Gefühl, jemand hätte das Buch testgelesen und gesagt: „Da fehlen Beschreibungen, mach mehr Beschreibungen rein!“. Diese wirkten für ich allerdings völlig unnatürlich und den Lesefluss störend. Irgendwann sind aber die meisten Personen und Schauplätze einmal aufgetaucht und ausführlich genug beschrieben und ich konnte mich von der Story gefangen nehmen lassen, die mir ausnehmend gut gefiel. Die Ermittlungen konzentrierten sich zwar größtenteils auf die Vergangenheit, waren aber niemals langweilig, ich vermochte das Buch zwischendurch kaum aus der Hand zu legen.

Kim ist eine grundsätzlich schön gestaltete Hauptfigur, mit vielen Ecken und Kanten, aber nicht hoffnungslos negativ. Aus Selbstschutz hat sie sich eine harte Schale zugelegt, die sie hegt und pflegt und nur ganz selten mal jemanden einen Blick hindurch gestattet. Dann bemerkt man allerdings, dass sie für Dinge, die ihr am Herzen liegen (und das sind keine egoistischen Anliegen) und zum Schutz Hilfsbedürftiger alles zu geben bereit ist. Zudem entspricht ihre Art meiner generellen Vorliebe für sarkastische Bemerkungen, so dass mir die Figur trotz gestalterischer Schwächen, nämlich etwas zu konstruiert wirkender Elemente, sehr gut gefällt. Das Ermittlerteam wirkt leider generell ein wenig klischeehaft in seiner Figurenanordnung, es ist die übliche Ansammlung von Stereotypen – unter Berücksichtigung der entsprechenden Minderheiten… Die Abstammung/Hautfarbe der entsprechenden Kollegen ist für die Geschichte übrigens völlig uninteressant und auch die Optik der anderen Figuren wird nicht so sehr breitgetreten, deswegen ist mir die ausführliche Beschreibung beim ersten Auftreten dann auch so extrem aufgefallen und etwas negativ aufgestoßen: „Stacey war zwar die Tochter englisch-nigerianischer Eltern, doch sie hatte noch nie einen Fuß außerhalb des Vereinigten Königreichs gesetzt. Ihr dichtes schwarzes Haar war nach der Entfernung der letzten Haarverlängerung extrem kurz geschnitten, was ausgezeichnet zu ihrer glatten karamellfarbenen Haut passte.“

„Silent Scream“ ist ein Debutroman und als solcher finde ich ihn ziemlich gut gelungen. Am Stil und ihren Figuren muss die Autorin noch etwas arbeiten, aber eine spannende Story konstruieren kann sie und das ist das wichtigste bei einem Krimi. Die (im Original schon erschienen) Fortsetzungen werden jedenfalls auf meiner Leseliste landen.