Rezension

Spannendes Jugendbuch

Cordoba
von Waldtraut Lewin

Bewertet mit 5 Sternen

„...Sohn, du musst begreifen: Dieser Feind ist nicht mit Humor zu besiegen und mit Nadelstichen macht man eine erzürnte Raubkatze nur noch wütender...“

 

Wir befinden uns in Andalusien einige Jahre nach der Vertreibung der Muslime und Juden aus Spanien. Wieder regiert Hass in diesem Land. Dieses Mal sind die Neuchristen die Opfer. Man sagt ihnen nach, noch an der alten Religion zu hängen und nur zum Schein konvertiert zu sein. Eine Stadt aber ist bereit, die Flüchtlinge aufzunehmen: Cordoba. Dafür steht Josè Andrias, der Alkalde des Ortes und seine Männer. Doch die Ruhe ist trügerisch. Es wird ein neuer Bischof erwartet. Außerdem hat Josè gesundheitliche Probleme. Hinzu kommt, dass seine 18jährige Tochter Maria nach kurzer Ehe wieder Witwe ist. Ihr fehlt männlicher Schutz, zumal sie über besondere Gaben verfügt und schnell das Misstrauen der Umgebung erregen kann.

Die Autorin hat einen spannenden und tiefgründigen Jugendroman geschrieben.

Maria ist mit Reina befreundet, der Tochter des Juweliers Antonio Hojeda. Seine Familie ist vor mehreren Generationen zum christlichen Glauben übergetreten.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Parallelen der Geschichte zur Gegenwart sind nicht zu übersehen. Solange nur Begüterte um Aufenthalt in Cordoba baten, waren sie gern gesehen. Es gab keine Probleme. Doch mit der zunehmenden Anzahl und mit den Auftreten von Bettlern ändert sich die öffentliche Stimmung. Die Soldaten des Alkalden können noch für Ruhe und Ordnung sorgen. Allerdings wächst auch in den Vierteln der Kaufleute und Handwerker der Unmut, weil der Konkurrenzdruck größer wird.

Der neue Bischof gießt mit seiner Hasspredigt Öl ins Feuer. Doch nicht jeder aus der Geistlichkeit ist mit diesem Vorgehen einverstanden.

Sehr gut werden die Emotionen der Protagonisten dargestellt. Die Sorge des Alkalden ist in jeder Zeile mit den Händen greifbar. Reinas tiefe Gläubigkeit, die sich auch in ihrem Handeln zeigt, und Marias Unruhe über die Entwicklung durchziehen das Geschehen.

Junge Leute reagieren auf ihre Art auf die Worte des Bischofs. Doch die Älteren warnen. Das drückt das obige Zitat aus.

Wird der Hass Vernunft und Toleranz besiegen? Genau diese Frage steht im Mittelpunkt der Handlung. Hass fragt nicht nach Schuld und Gerechtigkeit. Er regiert blind und trifft häufig Unschuldige.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, was der Einzelne erreichen kann, wenn er Macht hat, sei es zum Guten oder zum Schlechten. Ein Zitat möchte ich an das Ende meiner Rezension stellen, dass auch heute noch aktuell ist.

„...Denn schließlich ist das Judentum die Wurzel des Christentums und unser Herr Jesus ein gebürtiger Jude, ein Angehöriger des Erwählten Volkes...“