Rezension

Spannendes Jugendbuch (Debüt) mit authentischer Atmosphäre

Mysterium. Der schwarze Drache - Julian Sedgwick

Mysterium. Der schwarze Drache
von Julian Sedgwick

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
In seiner Schule in London ist der zwölfjährige Danny Woo eher ein Außenseiter. Zu Hause fühlt er sich in der Welt des MYSTERIUM: der Zirkus, dem seine Eltern angehörten. Doch tragischerweise sind seine Eltern bei einem rätselhaften Brand ums Leben gekommen - und auch die Welt der Trickkünstler und Artisten bietet nun keinen Halt mehr.
Danny zieht zu seiner Tante Laura, einer Journalistin, die gerade an einem Bericht über die chinesische Mafia schreibt. Als Laura nach Hongkong reisen muss, nimmt sie Danny mit. Doch mit der chinesischen Mafia ist nicht zu spaßen und plötzlich ist Danny in ein riesiges und gefährliches Abenteuer verstrickt. Kann er dem seltsamen Mädchen Sing Sing vertrauen? Und wer ist eigentlich dieser Mann im weißen Anzug, der sie zu verfolgen scheint...

Meine Meinung:
 Mysterium. Der schwarze Drache. ist ein Buch, welches einerseits seiner jungen Zielgruppe gerecht wird, andererseits aber doch einiges von seinen Lesern abverlangt. Das sollte ich vielleicht erläutern:
Danny ist ein Junge, mit dem sich sicherlich viele Kinder / Jugendliche identifizieren können. An seiner Schule ist er eher ein Außenseiter, doch es zeigt sich im Verlauf der Geschichte, dass Danny einiges auf dem Kasten hat und dass man ihn als Leser auch bewundern kann. Als spannungssteigerndes Element ist die Geschichte im Präsens geschrieben, sodass man als Leser noch näher am Geschehen dran ist.

Grundsätzlich ist die Gestaltung des Buches der Zielgruppe entsprechend: die Schrift ist angenehm groß, die Kapitel haben Titel und meist zwischen 6 und 15 Seiten und ein Glossar am Ende des Buches hilft über schwierige Fachbegriffe (zum Beispiel der Welt des Zirkus oder der Mafia) hinweg. Großes Lob auch für die Gestaltung der Innenseite des Einbandes, die einen sofort mit in die Welt nach Hongkong nimmt!
 Segwicks Charaktere haben mir gut gefallen. Wie schön, endlich mal wieder ein Buch mit einem Jungen als Protagonisten zu lesen. Aber auch für die Mädels ist die Geschichte etwas, denn mit Sing Sing hat Danny einen interessanten weiblichen Charakter an der Seite. Als erwachsener Leser merkt man aber doch, dass die (bösen) Nebencharakter allesamt sehr stereotypenhaft bleiben. Dies finde ich nicht schlimm, unterscheidet sich aber von anderen Meinungen die ich über das Buch gelesen habe. Major Zamora stellt den sprücheklopfenden und etwas exzentrischen Sidekick-Charakter für Danny dar. Er ist eine sehr liebenswerte Figur, allerdings hätte ich mir gewünscht, dass seine Sprüche etwas moderner sind.
Apropos modern: an manchen Stellen kam mir die Übersetzung aus dem Englischen etwas altbacken oder ungelenk vor ("zwei Treppenfluchten", S.120) da hätte man sich meiner Meinung nach mehr an einem jugendlichen Ton orientieren können.

Es spricht also einiges für die angegebene Zielgruppe, allerdings geht es doch auch ganz schön gefährlich zu. Das Glossar finde ich einerseits hilfreich, aber erstens sind einige schwierige Ausdrücke ("Kalligrafie") nicht darin aufgenommen und zweitens findet man vorne im Buch keinen Hinweise auf das Glossar. Gerade auch wegen der spannenden Kapitelüberschriften wäre ein Inhaltsverzeichnis also wünschenswert gewesen.

Und um noch eine Bemerkung über das Ende zu verlieren: die Auflösung der Geschehenisse hat mir gut gefallen. Besonders, dass es keinen Cliffhanger gibt, obwohl das Buch der Auftakt einer Trilogie (?) ist. Allerdings hatte ich im letzten Viertel des Buches das Gefühl, dass Sedgwick sich entweder an eine Seitenvorgabe halten musste oder die Geschichte endlich mal zu einem Ende bringen wollte, dem im Vergleich zu den Seiten davor nimmt der Detailreichtum doch etwas ab.  

Fazit:
Eine spannende Geschichte, die Jungen und Mädchen gleichermaßen ansprechen wird. Sedgwick schafft eine authentische Atmosphäre, die junge Leser trotzdem nicht überfordert. Grundsätzlich würde ich das Buch für 10-14 Jahre empfehlen. Die Bösewichte bleiben zwar stereotypenhaft, Gewalttaten kommen aber trotzdem vor. Das Buch ist sicherlich kein All-Ager, aber auch definitiv kein reines Kinderbuch. Ein großes Lob auch noch einmal für die Gestaltung des Buches und für das gute Preis-Leistungs-Verhältnis.