Rezension

Spannendes Katz- und Mausspiel

Nachtjäger
von Mirko Zilahy

Bewertet mit 4 Sternen

Kommissar Enrico Mancini erholt sich in seinem Landhaus von den Blessuren, die er bei der Jagd nach dem Schattenkiller davongetragen hat. Ein Anruf aus Rom sorgt allerdings dafür, dass seine Auszeit eher enden muss. Denn in der italienischen Hauptstadt versetzt ein äußerst brutal vorgehender Serienkiller die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Er tötet scheinbar wahllos und nutzt die Leichen seiner Opfer, um Figuren aus der griechischen Mythologie zu formen. Dabei geht er äußerst geschickt vor. Enrico Mancini und seinem Team läuft die Zeit davon, denn der Killer schlägt immer schneller zu und scheint ihnen stets einen Schritt voraus zu sein....

"Nachtjäger" ist nach "Schattenkiller" der zweite Fall für den römischen Kommissar Enrico Mancini. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, können die Bände auch unabhängig voneinander gelesen werden. Zu besseren Verständnis der privaten und beruflichen Nebenhandlungen empfiehlt sich allerdings, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. Den aktuellen Ermittlungen kann man jedoch mühelos ohne Vorkenntnisse folgen. 

Der Thriller startet mit einer geheimnisvollen, bedrohlichen Szene, die man zunächst nicht zuordnen kann. Das Interesse wird dadurch allerdings sofort geweckt. Nach diesem Einstieg geht es vorerst eher gemächlich weiter, da man mit den wechselnden Perspektiven, aus denen das Geschehen betrachtet wird, vertraut gemacht wird. 

Der Schreibstil des Autors ist flüssig, sehr angenehm lesbar und stellenweise sogar leicht poetisch. Er beschreibt die Szenen so detailliert, dass man sie mühelos vor Augen hat und schon fast meint, Geräusche oder Gerüche wahrzunehmen. Da der Täter mit seinen Opfern nicht gerade zimperlich umspringt, sollte man bei den entsprechenden Abschnitten nicht zu zartbesaitet sein. Denn auch hier gelingt es Mirko Zilahy eindrucksvoll, das Grauen so zu beschreiben, dass man es schon fast zu lebhaft vor Augen hat. 

Da der Thriller  aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, hat man allerdings immer wieder die Gelegenheit, kurz durchzuatmen, bevor der Autor die Spannung wieder ansteigen lässt. Dabei beobachtet man ein gut konstruiertes und durchgehend spannendes Katz- und Mausspiel zwischen dem Nachtjäger und dem Ermittlerteam. 

Bei der Einführung des Ermittlerteams sollte man konzentriert lesen, um die Namen, Funktionen und die jeweiligen Beziehungen untereinander richtig zuzuordnen. Der Hauptprotagonist Enrico Mancini ist zunächst schwer einzuschätzen, denn er hat, neben der Lösung des Falls, mit den Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen und handelt deshalb nicht immer so, wie man es von einem Kommissar, der sich ganz auf die Jagd nach dem Täter konzentrieren sollte, erwartet. Obwohl man nach und nach die Mitglieder des Teams kennenlernt und besser einschätzen kann, betrachtet man die Akteure eher distanziert. Das geht aber keinesfalls zu Lasten der Spannung, denn diese ist durchgehend spürbar und wird durch die düstere Atmosphäre, die zwischen den Zeilen schwebt, eindrucksvoll untermauert. Der Thriller gipfelt in einem spannenden Finale, das sogar noch mit einer Überraschung punkten kann.

Thriller sind meine absoluten Favoriten und bei diesem Exemplar habe ich mich durchgehend spannend unterhalten gefühlt. Der Wechsel zwischen äußerst brutalen Szenen, ruhigeren Momenten, in denen man kurz durchatmen konnte, und der unterschwellig spürbaren Anspannung des Teams, den Täter doch endlich zu schnappen, konnte mich überzeugen. Außerdem hat mich der blumige, fast schon poetische Schreibstil, der aber trotzdem düster und bedrohlich wirkte, beeindruckt. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt dieser Thriller deshalb vier von fünf möglichen Bewertungssternchen.