Rezension

Spannendes Katz- und Mausspiel

Der Augenmacher - Elias Haller

Der Augenmacher
von Elias Haller

Bewertet mit 4 Sternen

Eine grausam verstümmelte Frauenleiche gibt der Leipziger Polizei Rätsel auf. Denn ihr fehlen die Augen. An dieser Stelle hat der Mörder Hühnersteine drapiert. Sofort fallen Kriminalhauptkommissarin Klara Frost die Gemeinsamkeiten mit der Vorgehensweise des Augenmachers auf. Allerdings wurde dieser für seine Verbrechen verurteilt und ist mittlerweile gestorben. Ein seltsames Tattoo an der Getöteten, sorgt bei Klara Frost für Entsetzen, denn sie selbst hatte nach einer Feier einen Blackout und kann sich an nichts erinnern. Danach bemerkte sie ein Zeichen auf ihrer Haut, das vorher definitiv nicht dort war. Hängt das etwa mit dem Mord zusammen? Spielt der Täter ein perfides Katz- und Mausspiel mit Klara?

Der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos, denn der Autor schafft es vom ersten Moment an, eine düstere und angespannte Atmosphäre zu erschaffen, die sofort neugierig auf das Geschehen macht. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Handlungsorte und die Protagonisten lebhaft vorstellen. Dadurch kann man problemlos in den Fall eintauchen und das perfide Katz- und Mausspiel, das der Täter mit den Ermittlern treibt, genießen. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen dieses Thrillers allerdings nicht sein, da die Morde so lebhaft beschrieben werden, dass sofort das Kopfkino einsetzt.

Die Spannung wird früh aufgebaut, kann durchgehend gehalten werden und steigert sich zum Ende hin sogar enorm. Der Fall gibt nicht nur den Ermittlern Rätsel auf und ist nicht so leicht zu durchschauen. Der Täter scheint diese Jagd genau geplant zu haben und ist dem Team immer einen Schritt voraus. Man hat das Gefühl, dass er ein Puppenspieler ist, der die Fäden der Ermittler so zieht, dass sie genau nach seinem Drehbuch vorgehen. Deshalb ist es auch nicht leicht, ihn zu enttarnen. Denn dem Autor gelingt es hervorragend, falsche Fährten auszulegen, denen mal nur allzu bereitwillig folgt. Überraschende Wendungen sorgen dann allerdings dafür, dass man die eigenen Überlegungen komplett verwerfen und neu ansetzen muss. Dadurch wird die Spannung bis zum Schluss gehalten.

Klara Frost ist eine Ermittlerin mit Ecken und Kanten. Eigentlich hätte sie es nicht nötig, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit zu finanzieren, doch sie liebt ihren Job. Bei den Kollegen scheint sie nicht gerade beliebt zu sein und auch als Leser bleibt man zunächst etwas auf Distanz. Das gibt sich allerdings im Verlauf der Handlung.

Thriller sind ja meine absoluten Favoriten und beim Lesen dieses Exemplars habe ich mich sehr gut und spannend unterhalten gefühlt. Denn das Katz- und Mausspiel hat dafür gesorgt, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand legen mochte. Ich habe mich einige Male in die Irre leiten lassen, um dann am Ende überrascht zu werden. Das hat mir extrem gut gefallen. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt dieser Thriller deshalb vier von fünf Sternchen. Das eine ziehe ich ab, da ich bei der Ermittlerin Klara Frost immer das Gefühl hatte, dass mir etwas von ihrer Vorgeschichte fehlt. Ich habe erst gedacht, dass es sich bei diesem Exemplar vielleicht um einen Folgeband aus einer Reihe handeln könnte, doch dies ist nicht der Fall. Dennoch konnte mich die Handlung mitreißen, sodass ich gerne einen weiteren Fall mit Klara Frost verfolgen würde.