Rezension

Spannendes, kurzweiliges Jugendbuch mit ausbaufähiger Story

Camp 21
von Rainer Wekwerth

Bewertet mit 4 Sternen

Mike und Kayla sind in Camp 21 gelandet. Sie kennen sich kaum und mögen sich noch weniger. Durch elektronische Armbänder aneinander gefesselt, ist es ihnen unmöglich, sich aus dem Weg zu gehen. Entfernen sie sich zu weit voneinander, empfangen sie über die Fessel quälende Schmerzimpulse. Während Kayla versucht mit der Situation zurechtzukommen, ahnt Mike, dass im Camp etwas nicht stimmt... (Auszug Klappentext)

Schreibstil:

Mir ist der Einstieg gut gelungen, da es mit der Geschichte wirklich zügig und ohne Umschweife zur Sache geht. Der Schreibstil ist sehr flüssig und unverschnörkelt direkt auf den Punkt gebracht. Manche Sätze hätten aber gern noch das ein oder andere füllende Wort haben dürfen, weil es mir so manchmal etwas abgehakt erschien.

Charaktere:

Mit Mike und Kayla bin ich gut zurecht gekommen. Sie waren, gerade für ihr Alter, recht realistisch in ihrem Handeln und Denken. Die arme Kayla tat mir fast leid, ständig wird sie überall mit reingerissen, ohne dass sie Schlimmes tut.

Ricky, Mikes ein Jahr jüngerer Bruder, blieb mir bis zum Schluss sehr unsympathisch und kindisch.

Die Nebenakteure sind teilweise auch wirklich sehr interessant, und ich hätte von dem einen oder anderen gern noch mehr mitbekommen.

Meine Meinung:

Positiv zu erwähnen ist in jedem Fall, dass die Geschichte schon sehr mysteriös beginnt, und sich die Spannung stetig aufbaut und sich zu keinem Zeitpunkt gänzlich verliert. So wurde das Buch für mich zu einem wahren Pageturner, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Dafür schon mal ein großes Lob!

Die Idee des Buches ist auch grandios: Wir finden uns in einem amerikanischen Bootcamp wieder, in denen die Jugendlichen gedrillt werden und an körperliche und psychische Grenzen kommen, um so „resozialisiert“ zu werden. Oft werden sie von ihren eigenen Eltern dort hingeschickt. Dieser Punkt ist leider nicht ausgedacht, sondern tatsächlich in einigen Staaten gängige Praxis. Somit macht das Thema mich noch neugieriger aber liest sich zuweilen bedrückend.

Da ich jedoch ein kritischer Leser bin, habe ich leider auch einige negative Gesichtspunkte, die meine Euphorie drückten.

Die Umsetzung konnte mich nämlich nicht immer ganz überzeugen, auch wenn um das Thema ein interessanter neuer Ansatz gesponnen wurde. Viele Aspekte der Geschichte fand ich persönlich etwas bis stark hanebüchen - und damit meine ich nicht die Experimente mit den Handfesseln, die durchaus fantastisch sein dürfen... Die Protagonisten haben auch manchmal einfach zu viel Glück. Zudem wird nicht immer alles genau aufgeklärt.

Kommen wir zu dem Teil, der mich am wenigsten überzeugen konnte: Die Liebesgeschichte zwischen Mike und Kayla. Diese hätte man sich nämlich sparen, zumindest aber deren Intensität etwas zurückschrauben können. Es geht mir einfach alles zu schnell. Vielleicht ist das auch auf eine Nebenwirkung des Armbands zurückzuführen? Am Ende der Geschichte wusste ich es leider nicht.

Was meiner Meinung leider ein absolutes No-Go ist, ist der Klappentext. Dieser verrät wirklich viel zu viel und müsste definitiv gekürzt werden!

Dies ist nun mein zweites Buch, welches ich von Herrn Wekwerth gelesen haben. Beide gehen in eine völlig andere Richtung. Jedoch ist der Schreibstil des Autors klar zu erkennen: Er schreibt flüssig, kommt direkt auf den Punkt, hält die Spannung sehr gut aufrecht. Leider spart er mir persönlich zu oft an Text.

Die Aufklärungen sind mir immer etwas zu mager – der Aha-Effekt am Ende des Buches ist hier nicht ausreichend. Eigene Fantasie ist gut und schön und beim Lesen auch total wichtig, aber etwas mehr möchte ich als Leser schon aufgeklärt werden. Vielleicht ist es auch einfach sein Stil – mein Geschmack wird damit aber nicht ganz getroffen.

Insgesamt habe ich mich mit diesem Jugendbuch gut unterhalten gefühlt, wenn ich auch nicht mit allem zufrieden war, was der Autor zu Papier gebracht hat. Insbesondere wären einige Szenen durchaus ausbaufähig gewesen. Von mir gibt es gute vier von fünf Sternen.

Dieses Buch bekam ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar vom Arena-Verlag im Rahmen einer Autorenleserunde mit Herrn Wekwerth auf lovelybooks zur Verfügung gestellt, was meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.