Rezension

Spannendes, lesenswertes, wohl recherchiertes Werk über Rasputin und seine Zeit.

Und die Erde wird zittern - Douglas Smith

Und die Erde wird zittern
von Douglas Smith

Bewertet mit 5 Sternen

Ein spannendes, wohl recherchiertes und auf jeden Fall lesenswertes Werk über Rasputin und seine Zeit, das tiefe Einblicke in die Materie erlaubt und unterhaltsam, wie ein Gespräch unter Freunden, aufbereitet ist.

Keine einfache Aufgabe, über Rasputin eine Biografie zu schreiben, die seiner komplexen Persönlichkeit und seiner keineswegs eindeutigen Rolle in der russischen Geschichte gereicht wird. Douglas Smith hat diese Aufgabe souverän gemeistert und ein bemerkenswertes und sehr lesenswertes Werk geschrieben. Die knapp 800 Seiten bieten viel Stoff, der ein vielschichtiges Bild der Epoche und ihrer Besonderheiten erlaubt. Und was vllt noch wichtiger ist: Der Autor gibt den Lesern die Chance, zu eigener Meinung über Rasputin und seine Zeit gelangen zu können, die mMn optimalste Art und Weise, über Rasputin eine überzeugende Biografie zu gestalten.

Den Geist der Zeit, diverse Aspekte der Politik, des gesellschaftlichen Lebens, uvm. gelang es Smith bildhaft und überzeugend rüberzubringen.

Der Autor vermittelt auch, wie nicht einfach es ist, heute über Rasputin ein adäquates Urteil zu fällen, da immer noch viele Verleumdungen über ihn kursieren.

Smith hat Archive durchforstet, zig Dokumente aufgewertet, die bisher bekannten Dinge auf Prüfstand gestellt. Über diese Suche, den steinigen Weg zum möglichst wahrheitsnahen Verständnis von Figur Rasputin hat Smith unterhaltsam berichtet. Dieses Werk ist eine Entdeckungsreise. Geführt vom Autor untersucht man viele Fragen dieser Zeit. Manchmal gibt es keine Antworten und man muss spekulieren und rätseln.

Smith gibt seinen Lesern viel Stoff, damit sie ihre eigene Meinung selbst bilden können. Er bringt auch genug Spekulationen zur Sprache, die damals kursierten, sodass man sieht, wie nicht einfach es war, Beweise und so etwas wie Wahrheit im Chaos jener Jahre zu finden.

Smith schildert das Umfeld, die Atmosphäre, die Vorboten politischer Natur, ja den Geist der Zeit, in der das Wirken Rasputins bei der Zarenfamilie möglich wurde. Rasputin war ganz klar Produkt seiner Zeit.

Rasputin scheute vom Anfang an nicht, Staatliches und Politisches mit dem Zaren zu besprechen. Und der Zar hörte zu. Er und seine Gemahlin waren gern in seiner Gesellschaft. Das passte vielen beim Hofe nicht.

Dass Rasputin Nikolaus II. Russlands Beteiligung im ersten Weltkrieg auf jeden Fall ausreden wollte, den Balkankrieg zuvor hatte er ihm ausgeredet, zeichnet ihn als einen Pazifisten. Diese Rolle hat ihm bisher niemand zugestanden.

Bereichernd sind auch die Ausführungen über die alten Adelsfamilien wie Jussupow, Sumarokow- Elston, uvm, wichtig auch um zu verstehen, warum Felix Jussupow den Mord begehen wollte.

Toll, dass es Fotos gibt, von Jussupow, seiner Frau, seiner Mutter, auch von paar anderen Personen, von denen man des Öfteren auf den letzten hundert Seiten gelesen hat, und natürlich auch von Rasputin selbst, ein Foto aufgenommen kurz vor seinem Tod. Auch die Fotos von seinem gefrorenen Leichnam  und die Nahaufnahme mit der Schusswunde auf der Stirn.

All die Szenarien der Ermordung, die schon lange im Vorfeld ausgetüftelt wurden, sind schon recht grausig. Smith zeigt, mithilfe von Zitaten der Akteure, die ihre Motivation erklären und schildern, wie die Entscheidung zum Mord Rasputins gewachsen war, wie sorgfältig der Mord geplant und die Komplizen ausgewählt wurden. So dargestellt, wird es klar, warum, und gerade mit diesen Beteiligten, der kaltblutige Mord möglich wurde und welche Konsequenzen dies für die Zarenfamilie hatte.

Fazit: Ein spannendes, wohl recherchiertes und auf jeden Fall lesenswertes Werk über Rasputin und seine Zeit, das tiefe Einblicke in die Materie erlaubt und unterhaltsam, wie ein Gespräch unter Freunden, aufbereitet ist.

Es ist schon recht breit erzählt, es ist aber durchaus gerechtfertigt, denn so erhält der Leser selbst die Möglichkeit, eigene Schlüsse zu ziehen. 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung, insb. für diejenigen, mehr über die letzten Jahre der Romanos aus dieser Perspektive erfahren möchten.

Gekürzt gem. Anforderung.