Rezension

Spannendes Thriller-Debüt

Schnitt - Marc Raabe

Schnitt
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Der elfjährige Gabriel weiß, dass er nichts im Labor seines Vater zu suchen hat. Doch als die Eltern streiten, scheint der Zeitpunkt günstig, endlich mal einen verbotenen Blick zu riskieren. Schritt für Schritt nähert er sich der sonst verschlossenen Tür im Keller des Hauses. Gabriel ahnt zu diesem Zeitpunkt nicht, dass diese Entscheidung sein ganzes Leben verändert wird. Denn das, was er im Keller sieht, ist so schrecklich, dass sein Gehirn die Erinnerung daran einfach löscht.

Fast dreißig Jahre später wird er sich den Schrecken der Vergangenheit stellen müssen. Denn sein mühsam aufgebautes Leben droht aus den Fugen zu geraten, als seine schwangere Freundin Liz in die Hände eines geheimnisvollen Psychopathen gerät. Ein spannendes Katz- und Mausspiel beginnt. Gabriel weiß, dass er es nur dann gewinnen kann, wenn die Erinnerungen zurückkehren....

In seinem Erstlingswerk versteht es Marc Raabe vom ersten Moment an Spannung aufzubauen. Denn im Prolog gewährt er einen kurzen Einblick in die schicksalhafte Nacht, in der der damals elfjährige Gabriel den Entschluss fasst, einen Blick in das verbotene Labor seines Vaters zu werfen. Man verfolgt gebannt, wie der Junge die Stufen hinabsteigt - doch was dann geschieht, bleibt lange im Dunkeln. Dadurch gelingt der Einstieg in den Thriller problemlos und das Interesse an der Handlung ist von Anfang an geweckt.

Nach dem spannenden Prolog folgt ein Zeitsprung, sodass man sich im Geschehen der Gegenwart, fast dreißig Jahre nach dem schicksalhaften Abend, wiederfindet. Dem Autor gelingt es mühelos, die aufgebaute Spannung zu halten und sie durch rasante Szenenwechsel und relativ kurze Kapitel, die an entscheidenden Stellen stoppen, noch zu steigern. Das aktuelle Geschehen wird im Präsens erzählt, dadurch hat man das Gefühl hautnah dabei zu sein und die Ereignisse genau zu beobachten. Rückblicke oder Erinnerungsfetzen heben sich durch die dort verwendete Vergangenheitsform von der aktuellen Erzählung ab.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Durch die detaillierten, aber keinesfalls ausufernden Beschreibungen,  kann man sich Handlungsorte und Protagonisten lebhaft vorstellen. Dadurch kann man mühelos in die Handlung eintauchen und sich nur schwer vom Gelesenen lösen. Marc Raabes Hauptakteure überzeugen durch ihre Lebendigkeit. Sie haben Stärken, aber auch Schwächen und wirken dadurch menschlich. Man entwickelt Sympathien und spontane Abneigungen. Doch manchmal fällt es auch schwer, die Protagonisten einzuschätzen. Allerdings erhöht diese Ungewissheit den Spannungslevel enorm. Der Autor gibt die Hintergründe des Thrillers nur ganz langsam und häppchenweise preis. Überraschende Wendungen sorgen außerdem dafür, dass man bis kurz vor Schluss im Dunkeln tappt.

Mich konnte dieses Debüt durch eine spannende Handlung, rasante Szenenwechsel, lebendige Charaktere und eine kaum vorhersehbare Auflösung überzeugen. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Sterne und freue mich bereits jetzt auf weitere Bücher des Autors.