Rezension

Spannendes Wiedersehen mit Anna und Sebastiano

Auf ewig dein - Eva Völler

Auf ewig dein
von Eva Völler

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe die "Zeitenzauber"-Trilogie rund um Anna und Sebastiano und ihre Reisen in die Vergangenheit damals sehr gerne gelesen. Dass Eva Völler nun die Geschichte wieder aufgreift und weiterspinnt, fand ich eine tolle Überraschung! Für Leser ohne Vorkenntnisse der "Zeitenzauber"-Reihe ist der Einstieg aber auch kein Problem, da das Konzept der Zeitreisen mit all seinen Tücken noch einmal gut erklärt wird. Für mich war es jedenfalls ein schönes Wiedersehen mit Anna und Sebastiano.

Der Schreibstil ist unterhaltsam, lebendig und lässt sich angenehm und flüssig lesen. Die Geschichte wird aus Annas Sicht erzählt, und ihre Erzählweise ist sehr humorvoll. Während Sebastiano immer das Richtige tut und sagt, hat Anna so ihre Schwächen, zu denen sie auch steht. Das macht sie so sympathisch, und es führt auch zu so manch lustiger Szene. Ich mag auch Sebastiano, aber in diesem Buch blieb er leider irgendwie farblos, da er nur aus Annas Sicht als perfekter Übermensch dargestellt wurde und mir so fremd blieb.

Zusammen als Paar finde ich beide furchtbar anstrengend. Anna schwärmt in einer Tour vom ach so perfekten Sebastiano, und schmilzt förmlich dahin vor Liebe, Leidenschaft und Hingabe. Das war mir zwischendurch manchmal zu viel des Guten. Dazu kam dann noch, dass die beiden sich eine Zeitlang aus dem Weg gehen und Körperlichkeiten vermeiden müssen, und dieses Hin und Her hat alles noch schlimmer gemacht. Da kann man wirklich froh sein, dass die beiden nicht mehr - alleine - im Mittelpunkt stehen wie in der Vorgänger-Trilogie und nun eine ganze Reihe weiterer Figuren hinzukommt.

Die neuen Schüler beleben die Handlung ungemein. Vor allem der Wikinger Ole hat es mir angetan. Er ist zwar ein allzeit gewaltbereiter Rüpel und Macho, aber er sorgt für seine Hau-Drauf-Art für die meisten Lacher. Die verführerische Fatima ist ein passendes Pendant, auch wenn ich sie nicht so sehr mochte. Zusammen sind die beiden wie Feuer und Eis, so dass es öfter zum (amüsanten) Schlagabtausch kommt. Dass da vermutlich zukünftig noch mehr zwischen den beiden laufen wird, wird ja schon an manchen Stellen angedeutet. Dazu bildet der junge Walter mit seinem Grips und seiner charmanten Unschuld nochmal einen angenehmen Gegenpol zu den beiden anderen Hitzköpfen. Lustig ist es auch immer, wenn die drei sich mit der Moderne konfrontiert sehen. Später kommt dann noch Barnaby dazu, über den ich nicht zu viel verraten will. Aber auch er ist eine sehr bereichernde Figur.

Annas Anspielungen und Vergleiche mit modernen Sachen (z. B. dass Ole aussieht wie eine jüngere Version von Chris Hemsworth als "Thor") machen vieles anschaulicher und schlagen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Denn nachdem sich die Zeitreisenden meist in der Vergangenheit herumtreiben und sich dort bestens integrieren, könnte man manchmal glatt vergessen, dass sie eigentlich in unserer Zeit leben.

Toll finde ich, dass man auch so ganz nebenbei ein bisschen Geschichtsunterricht erhält. Die Fakten über vergangene Epochen und historische Persönlichkeiten werden so in das Geschehen eingeflochten, dass selbst der größte Geschichtshasser gar nicht merkt, dass die Autorin hier auch noch nebenbei Wissen vermittelt. Da sich die Zeitreisenden die meiste Zeit am Hofe Heinrichs des Achten aufhalten, erfährt man also viel über die Tudorzeit und das alte London, aber auch einiges über den alten Orient (Fatimas Heimat) und die alten Wikinger (Oles Kulturkreis). Auch ich als Geschichtsinteressierte konnte hier noch einiges dazulernen. Eva Völler flicht ihre Geschichten nicht nur einfach in die Vergangenheit ein, sondern beschäftigt sich auch mit diesen Epochen intensiv.

Die Story ist sehr spannend mit vielen Verwicklungen, die man nach und nach mit den Zeitreisenden entwirren muss. Lediglich der Showdown war für meinen Geschmack etwas zu schnell und einfach abgehandelt. Die größten Probleme, die sich langsam und bedrohlich aufbauten, wurden plötzlich quasi im Schweinsgalopp gelöst. Hier hat sich für mich alles ein bisschen zu schnell in Wohlgefallen aufgelöst.

Auch wenn "Time School" als Trilogie angelegt ist, ist dieser Band in sich abgeschlossen. Da es "Auf ewig dein" vor allem um Anna und Sebastiano und ihre Beziehung (und deren Folgen für die Zukunft) ging, freue ich mich schon, in den nächsten Bänden mehr über die Schüler zu lesen.

P.S.: Es gibt übrigens die Kurzgeschichte "Der Anfang" kostenlos als eBook. Dort erfährt man, wie Anna und Sebastiano Ole aus seiner Zeit in die Gegenwart geholt haben. Eine weitere Kurzgeschichte, dann über Fatima, ist wohl begleitend zum zweiten Band geplant.