Rezension

SpannendeSpannendes Abenteuer um die Scheibe von Nebra

Die Kinder von Nebra - Ulf Schiewe

Die Kinder von Nebra
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser historische Roman von Ulf Schiewe erzählt die Geschichte von Rana und der Entstehungsgeschichte der Scheibe von Nebra. Rana ist die Tochter einer Priesterin und eines Schmieds. Ihr Vater ist früher weit gereist und hat im Orient gelernt, wie man mithilfe der Sterne am Himmel genau bestimmen kann, welcher Tag heute ist. Das Kalendarium in Ranas Welt ist noch sehr ungenau. Der Schmied weiß, dass dieser Kenntnisse nicht verloren gehen dürfen, er fürchtet aber auch, dass sie in die falschen Hände fallen könnten. Denn gerade auch zum Krieg Führen sind diese Informationen besonders gut geeignet.

Rana wird die Nachfolgerin ihrer Mutter als Priesterin einer weiblichen Göttin. Sie erkennt den Wert der Scheibe, die ihr Vater da schmiedet.

Gleichzeitig leben sie in einer Welt, in der Fürsten über die anderen Clans herrschen. Orkon und besonders sein Sohn Arrak herrschen mithilfe von Furcht und Gewalt. Die Abgaben für die Bauern sind viel zu hoch, es regt sich Unmut, und Arraks Willkür macht die Menschen wütend.

Als Arrak den Sohn eines Clanführers ermordet, ist das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Rana wächst über sich hinaus, will mithilfe der Scheibe und verbündeter die Terrorherrschaft Orkons beenden.

Ulf Schiewe verwendet einen ungewöhnlichen Erzählstil, erzählt in der Gegenwart und verwendet einen allwissenden Erzähler, der es ermöglicht, Gedanken und Gefühle vieler verschiedener Figuren wahrnehmen zu können.

Die Geschichte beginnt mit einem spannenden Ereignis, wird dann immer wieder etwas langsamer, mit Beschreibungen der Lebensumstände, der Landschaft der politischen Verhältnisse usw., nur um dann erneut Anspannung zu gewinnen.

Das Buch ist in grünes Leinen gebunden, besitzt ein Lesebändchen und einen Schutzumschlag, der die Scheibe von Nebra über einem dunklen Wald und einem von Feuerschein (?) erleuchteten Himmel zeigt. Dieses Titelbild erweckt die Aufmerksamkeit und verleitet dazu, das Buch in die Hand zu nehmen.

Im Anhang befinden sich neben einem Personenregister auch ein Glossar, ein Verzeichnis der Clans und der Götter und Anmerkungen des Autors zur Entstehungsgeschichte des Buches mit Angaben zur verwendeten Fachliteratur, falls jemand Lust hat, mehr über die Scheibe von Nebra zu erfahren.

Neben der offensichtlichen Spannungshandlung spricht der Autor zahlreiche weitere Themen an, dazu gehören verschiedene Auffassungen von Religion, aber auch moralische und ethische Werte, genauso wie die persönliche Verantwortung für die Gemeinschaft sowie der Umgang mit Obrigkeit. Da die Figuren in der Geschichte mit diesen Fragen konfrontiert werden und sich darüber Gedanken machen, wird auch der Leser in diese Diskussion mit einbezogen.

Obwohl der Klappentext ja bereits verrät, worum es in dem Buch gehen wird, also nicht alle Entwicklungen wirklich überraschend sind, tauchen in dem Buch doch einige Figuren auf, die nicht handeln, wie man es nach ihrer Einführung erwartet hat. Außerdem gibt es zahlreiche Wendungen, die dafür sorgen, dass es überraschend bleibt.

Die Hauptfiguren verändern sich im Laufe der Geschichte, sie lernen dazu, übernehmen mehr Verantwortung, werden weiser, erwachsener.

Dem Autor gelingt es, die Leserinnen und Leser in eine weit entfernte Welt zu entführen und ihnen die Lebensumstände und Beweggründe der damaligen Menschen nahezubringen. Man fiebert mit den Hauptfiguren mit und wünscht ihnen, dass es ihnen gelingt, die Umstände so zu ändern, dass sie ein glückliches Leben führen können.

Es dauert ein wenig, bis einen die Geschichte gefangen nimmt, doch je spannender und schneller die Handlung wird, umso weniger kann man das Buch aus der Hand legen.

Die Figuren sind einem nach den rund 600 Seiten so ans Herz gewachsen, dass man problemlos einen weiteren Band mit ihnen lesen könnte.

Dieses Buch eignet sich für alle Leserinnen und Leser, die gern in fremde Welten reisen und sich auch über ethische und moralische Wertvorstellungen Gedanken machen möchten.