Rezension

Spannung an gleich zwei Orten

Und ich richte ohne Reue - Erasmus Herold

Und ich richte ohne Reue
von Erasmus Herold

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Gütersloher Ermittlerteam Sarah Berger und Ahmet Yilmaz wird auseinandergerissen. Sarah bricht zu einer Fortbildung nach Hameln auf und rutscht dort „ganz nebenbei“ in eine Ermittlung, welche nicht ganz ungefährlich für sie ist. Unterdessen geschieht in ihrer Heimat ein grausamer Mord, den es für Ahmet und seine Kollegen aufzuklären gilt. Doch es bleibt nicht bei dem einen…

„Und ich richte ohne Reue“ ist der 3. Band der Gütersloher Ermittler und ein in sich abgeschlossener Krimi. 
Erasmus Herold versteht es perfekt, auch neue Leser direkt ins Geschehen einzubinden, denn Vorkenntnisse der anderen Bände („Und ich vergebe dir nicht“ sowie „Und dein Lohn ist der Tod“) sind in keinster Weise nötig.
Die Protagonisten werden durch Herolds Beschreibungen ohne Umschweife zum Leben erweckt und sind allesamt durchaus sympathische Zeitgenossen, die einen tollen kollegialen Umgang zueinander pflegen.
Auch der neue in der Runde, Gero Berneiser, bildet als neuer Vorgesetzter keine Ausnahme. Ihn darf der Leser scheibchenweise kennenlernen, was einen angenehmen Nebenschauplatz bietet.

Kriminalistisch gesehen finden hier gleich zwei Handlungsstränge ihren Platz: 
Da gibt es zum einen die üblichen Ermittlungen in Gütersloh von Ahmet und den Kollegen, die eine grausame Mordserie aufklären müssen und dabei schnell bemerken, wie sehr sie unter Zeitdruck stehen…
Zum anderen wird Sarah während der Weiterbildung in Hameln in eine andere Ermittlung einbezogen. Der Leiter der dortigen Ausbildungsstätte bittet sie, Beweise für die Entlastung seines Sohnes zu finden, der jemanden überfahren hat… 
Dabei empfinde ich als sehr angenehm, dass Sarah und Ahmet auch privat in Kontakt zueinander stehen und somit immer das Geschehen des anderen mitverfolgen können.

Die Kapitel sind eher kurz gehalten, was dem Verlauf eine gewisse Rasanz verleiht und schnelle Wechsel vom einen zum anderen Schauplatz ermöglicht.
Bei beiden Orten kommt schnell Spannung auf, man fiebert hier und dort ständig mit und will gar nicht mehr aufhören zu lesen…
Eine kleine Liebesgeschichte zwischen Ahmet und Jana rundet die Handlung für mich ab, da auch die persönlichen Seiten der Protagonisten so nicht zu kurz kommen. Diese wirkt in sich so authentisch, dass es einfach Spaß macht, bei den beiden mitzufiebern und man fast „mitgeflirtet“ hat.

Ganz besonders hat mir das Zusammenspiel von Prolog und den übrigen Ereignissen gefallen.

Kleine Abzüge muss ich leider für die teils doch etwas holprig wirkende Sprache, insbesondere bei der wörtlichen Rede, vornehmen. Gerade bei einem Team wie Ahmet und Jana wirkten einige Dialoge etwas hölzern und dadurch etwas „unecht“.
Auch wirkten an wenigen Stellen die polizeilichen Aktionen etwas überzogen und realitätsfern, so dass ich manchmal ein wenig in mich hineinschmunzeln musste.

Schließlich aber gelingt es Erasmus Herold mühelos, für ein überraschendes Ende zu sorgen.

Daher komme ich auf insgesamt 4,5 von 5 Sternen, die ich aber hier schweren Herzens abrunden möchte, eben weil es kleine Kritikpünktchen für mich gibt.

Insgesamt kann ich für dieses Buch aber eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen!