Rezension

Spannung auf hohem Niveau

Stigmata - Beatrix Gurian

Stigmata
von Beatrix Gurian

Als aller erstes muss man wohl sagen: Stigmata ist ein Gesamtkunstwerk! Ich liebe die Kombination von Grün und Silber. Es erinnert mich an Slytherin. Der Umschlag ist wundervoll gestaltet und auch innen erwarten einen unheimlich viele Details. Nicht nur die stimmungsvollen Fotos überzeugen, sondern auch die vielen kleinen Verzierungen. Dieses Buch hat etwas von einem Kunstdruck und wertet jedes Regal optisch auf.
Nun aber zu Inhalt!
Emma hat ihre Mutter verloren. Was zuerst wie ein dramatischer Unfall wirkt, stellt sich als Mord heraus, als Emma geheimnisvolle Post bekommt. Um den Mörder ihrer Mutter zu finden, schleust sie sich im Transnational Youth Foundation Camp ein, einer Organisation, die sich angeblich der Förderung begabter Kinder widmet. Dabei deckt Emma eine schreckliche Vergangenheit auf.
Die Story startet mitten drin. Emma ist auf dem Weg zum Jagdschloss der Transnational Youth Foundation und fühlt sich verfolgt. Ab da hat der Leser auch keinen Moment mehr, um durchzuatmen. Die Spannung und die düsterere Atmosphäre bleibt permanent auf einem hohen Niveau, so dass ich mich manchmal dabei erwischt habe, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen wollte.
Dabei springt man immer wieder zwischen der Gegenwart, frühen Vergangenheit (beides Emma als Ich-Erzähler) und den 60ern (3. Person). Das sorgt dafür, dass sich alle Rätsel dem Leser erst nach und nach enthüllen. Die Kapitel sind recht kurz und halten so das Tempo hoch. Außerdem werden sie immer wieder von Bildern und Briefen unterbrochen. Als Leser muss man da manchmal etwas mitdenken, was ich wirklich gut finde. Trotzdem wird man eigentlich viel zu lange im Dunkeln gelassen. Alle Lösungen ballen sich am Ende und werden vom Superschurken, der stilecht seinen Plan verraten muss, erklärt. Das fand ich etwas unbefriedigend. Irgendwie fehlte mir dann am Ende noch mal die Wende oder der große Knall, plätscherte die „Flucht“ doch einfach nur unspektakulär dahin.
Das letzte Kapitel fand ich wiederum sehr gelungen, weil es nicht die heile Welt zeigt, sondern klar macht, dass jeder durch die Ereignisse einen Schaden genommen hat und damit zu kämpfen hat. Das macht es realistisch und lässt einen nachdenklich zurück.
Ein großer Kritikpunkt war für mich die Verbindung zu den Charakteren, besonders zu Emma. Selbst nach dem Buch habe ich nicht das Gefühl, sie zu kennen. Sie blieb für mich sehr oberflächlich und Hintergrundwissen über sie fehlt fast komplett. Ähnlich ging es mir mit den drei Jungen der Gruppe, die ich am Anfang gar nicht auseinander halten konnte.
Dafür wird der Roman von seiner finsteren Atmosphäre getragen. Die Beschreibungen des Hauses sind einfach genial. Als Leser könnte man sich selbst in dem Gemäuer verlaufen. Man riecht den Moder und den Staub und fühlt die drückende Spannung. Genau das ist es wahrscheinlich auch, was einen so durch die Seiten fliegen lässt. Manchmal hatte ich allerdings das Gefühl, dass es etwas zu viel des Guten war, denn auf ein spannendes Erlebnis folgte schlagartig das nächste. Die Extreme wurden einfach nur ganz schnell aneinandergereiht und die Jugendlichen werden einfach von einer Prüfung in die nächste gestoßen. Manchmal hätte ein ruhiger Moment wirklich gut getan.

Ich habe zwar ein paar Kritikpunkte, aber am Ende zählt doch nur, dass es mich unterhalten hat. Das Ende ist etwas holprig, aber dafür hat man die ganze Zeit Spannung auf hohem Niveau, die düstere Bilder in den Kopf zaubert. Da es sich auch sehr schnell lesen lässt, ist es eine ideale Sommerlektüre für Leute, die auf Spannung stehen. Aber es ist viel zu schön, um am Strand dreckig zu werden.
Von mir 4 Sterne!