Rezension

Spannung bis zum Abwinken

Oktoberfest - Christoph Scholder

Oktoberfest
von Christoph Scholder

Bewertet mit 3 Sternen

Es ist der zweite Wiesn Sonntag in München, als Oleg Blochin, skrupelloser Kommandeur einer russischen Elite Einheit, seinen Männern den Befehl gibt ein Betäubungsgas im ersten Festzelt freizusetzen. 70 000 Menschen werden zu Geiseln. Ihr Ziel: zwei Milliarden Euro. Ihr Gegner: Wolfgang Härter, verdeckter Ermittler beim militärischen Abschirmdienst. Die Zeit ist knapp, die Geiselgangster gehen mit grosser Brutalität zu Werke und arbeiten scheinbar fehlerlos ihren Plan ab.

Christoph Scholders Roman "Oktoberfest" ist gute Spannungsliteratur. Auf den ersten Hundert Seiten rollt der Autor die Vergangenheit einer verschworenen russischen Eliteeinheit, in den Wirren verschiedener Kriege auf. Durch Zeitsprünge wird die Beschaffung schweren Kriegsgerätes dargestellt, packend erzählt. Die Handlungsstränge, die am Anfang in Deutschland spielen wirken dagegen ziemlich farblos, einfach weil Karl Romberg und Werner Vogel alles andere als schillernde Persönlichkeiten sind und hausbacken herüberkommen. Danach, wenn es auf die Wiesn geht hat der Roman seine stärkste Phase und mit dem Auftauchen von Wolfgang Härter bekommt Oleg Blochin einen gleichwertigen Gegenpart. Blochin ist böse und clever. Härter ist gut und klug. Mehr Eigenschaften spendiert Christoph Scholder seinem Personal nicht. Die Figuren bleiben durch die Bank blass und platt. Hauptsache Spannung erzielen und das kann der Mann!

Mit einem stakkatoartigen Schreibstil jagt er durch die Geschichte. Ich kann nicht behaupten mich gelangweilt zu haben. Die pomadig erzählte Rückblende zu Beginn einmal ausgenommen. Manchmal fand ich sprachliche Skurillitäten und Übertreibungen, die in kein Buch gehören. Manchmal aber auch bissige Kommentare zu Politikern und Zeitgeist, in feinen Szenen verpackt.

Man könnte meinen der Autor habe das Buch vor allem als Vorlage für ein späteres Drehbuch geschrieben, so scheint manches aus nicht immer guten Action Filmen entlehnt. überzeugend die Ideenfülle, die saubere Auflösung, obwohl da vieles wie hingebogen scheint, konnte ich die Geschehnisse doch irgendwie nachvollziehen. Härter auf dem Oktoberfest. Ein klassischer James Bond Klon. Sicher eine Bestseller!