Rezension

Spannung mit Hindernissen

Mord im Herbst - Henning Mankell

Mord im Herbst
von Henning Mankell

Chronologisch muss man „Mord im Herbst“ vor „Der Feind im Schatten“, dem letzten Band der Kurt Wallander-Reihe des schwedischen Autors Henning Mankell einordnen. Aber dieses Buch nimmt eine Sonderstellung ein, ist es doch kein Roman im gewohnten Umfang sondern eine längere Erzählung, die lediglich knapp hundertzwanzig Seiten umfasst und ursprünglich als kostenlose Dreingabe für eine Aktion des niederländischen Buchhandels geschrieben wurde.

Handlungsort ist wie immer Ystad in der südschwedischen Provinz Schonen, wir schreiben das Jahr 2002. Wallanders Tochter Linda, die mittlerweile auch im Polizeidienst ist, wohnt bei ihrem Vater, da sie noch immer keine eigene Wohnung hat. Es gibt immer wieder Reibereien, da Linda mit Kritik am Verhalten ihres Vaters nicht hinter dem Berg hält. Aber nicht nur deshalb ist Wallander mit seiner Lebenssituation unzufrieden, denn eigentlich möchte er umziehen, weg aus der Stadt. Da kommt ihm das Angebot seines Kollegen Martinsson gerade recht, der ihm ein Häuschen auf dem Lande anbietet, um dessen Verkauf er sich kümmert. Wallander kennt die Gegend, ist es doch in der Nähe des ehemaligen Wohnortes seines verstorbenen Vaters. Bei der Besichtigung stolpert er auf dem Grundstück über einen vermeintlichen Stein, der sich allerdings bei näherem Hinsehen als eine skelettierte Hand entpuppt. Die nachfolgenden Grabungsarbeiten der Polizei fördern jedoch nicht nur das dazugehörige Skelett sondern noch ein weiteres zutage, und die forensischen Untersuchungen ergeben, dass der vermeintliche Todeszeitpunkt ca. fünfzig Jahre zurückliegt und die Todesursache nicht natürlich war. Und Wallander wäre nicht der uns bekannte Kommissar, wenn er nicht umgehend mit den Ermittlungen beginnen würde.

Ach, was hätte Mankell aus dieser Grundidee machen können, wenn diese Erzählung Teil der „normalen“ Wallander-Reihe gewesen wäre. So ergeben sich leider schon durch den knappen Umfang sehr viele Einschränkungen, die zu Lasten einer runden, stimmigen und zufriedenstellenden Geschichte gehen.

Die problematischen Vater-Tochter-Beziehung sowie die ersten Anzeichen von Wallanders Erkrankung wären beispielsweise einen zweiten Blick wert gewesen. Was ich aber am meisten vermisst habe, war die politische Dimension, die üblicherweise in allen Mankell-Büchern zu finden ist. Hier wurden lediglich einige wenige historische Fakten angedeutet, die den konkreten Fall betrafen.

Doch trotz dieser Kritikpunkte ist „Mord im Herbst“ ein spannendes Lesevergnügen, das am Ende noch ein Bonbon für alle Wallander-Fans bereithält. Der Autor plaudert über seine Figur aus dem Nähkästchen, so erfährt der Leser ganz nebenbei auch etwas über den Prozess des Schreibens.

Abgerundet wird das Büchlein durch eine Chronologie der einzelnen Publikationen der Reihe mit jeweils dazugehöriger Inhaltsangabe. Eine schöne Idee des Verlags!