Rezension

Spannung pur

Die Springflut - Cilla Börjlind, Rolf Börjlind

Die Springflut
von Cilla Börjlind Rolf Börjlind

Bewertet mit 5 Sternen

1987 beobachtet ein kleiner Junge einen Mord an eine Frau. Diese, hochschwanger, wird im Wasser eingegraben. An diesem Tag wird es eine Springflut geben und ihr Tod ist vorprogrammiert. Die polizeilichen Ermittlungen laufen auf vollen Touren. Der Fall wird zu den Akten gelegt, da es nicht gelungen ist, die Tote zu identifizieren, noch die Mörder zu finden.
Olivia Rönning ist eine Polizeianwärterin im 3. Semester. Die Studenten bekommen über die Semesterferien eine Zusammenstellung von ungelösten Fällen, von denen sie sich einem freiwillig widmen dürfen. Sie sollen die Fälle studieren und erkennen, was man aus der heutigen Sicht besser oder anders machen könnte. Olivia interessiert sich für den Ufermord von vor 23 Jahren. Seinerzeit war ihr Vater bei den Ermittlungen mit involviert, was für sie die Sache besonders reizvoll macht.
Als erstes will sie versuchen, den leitenden Polizeikommissar von damals zu finden, denn Tom Stilton ist, nachdem er den Polizeidienst quittiert hatte, spurlos verschwunden. Niemand weiß, wo er ist und was er macht.
Sie findet ihn durch Zufall und ist entsetzt, denn Tom ist inzwischen arbeitslos und lebt als Obdachloser auf der Straße. Von dem Tom, der die damaligen Ermittlungen leitete, ist nichts mehr übrig geblieben.
Wird sie es schaffen, ihn zu motivieren, ihr bei der erneuten Recherche zum Ufermord zu helfen? ...

Die Stockholmer Polizei ist mit Übergriffe auf Obdachlose beschäftigt, die nicht nur gefilmt, sondern auch noch auf eine Plattform online gestellt werden. Die Täter sind sehr brutal und nicht zu fassen.
Als Olivia Rönning ihre eigenen Recherchen zu einem ungeklärten Mord von vor 23 Jahren ermittelt, stößt sie nicht nur unter Polizeibeamten auf Ablehnung. Aber als Tochter eines Polizisten hat sie gelernt, nicht aufzugeben und ermittelt weiter, auch wenn sie sich damit in unmittelbare Gefahr begibt.
Es gelingt ihr, Tom Stilton, den damaligen Ermittler, zu finden und ihm einige Antworten zu entlocken. Der befindet sich selbst gerade auf einem Rachefeldzug, denn eine seiner obdachlosen Freundinnen wurden ermordet. 
Ganz langsam fängt Tom an, sich ein wenig mehr für seine Umwelt zu interessieren und auch Kontakt zu alten Freunden aufzunehmen. Olivia rüttelt ihn wach, wenn auch nur begrenzt, aber sie schafft es, zu ihm vorzudringen.

Dieses Erstlingswerk der Drehbuchautoren Cilla und Rolf Börjlind ist ein ausgesprochen komplexes Werk.
Spannung pur, von Beginn an und stetig steigend. Lange hat mich ein Krimi nicht so gefesselt wie dieser.
Es wird an mehreren Fronten ermittelt. Der Mord von vor 23 Jahren, dann die Übergriffe auf die Obdachlosen, die Kinderkämpfe. Einige Dinge berühren sich und scheinen im Zusammenhang zu stehen, andere scheinen losgelöst von allem zu sein.
Es sind mehrere Baustellen, die den Leser immerzu zu Fragen reizen. Wie hängen die Ereignisse zusammen, wie wird es sich auflösen?
Sicher macht man sich auch seine Gedanken, über den oder die Mörder und über die Zusammenhänge. Die Auflösung stellt alle Vermutungen in den Schatten und die Karten werden neu gemischt.
Ich zumindest war völlig überrascht und habe es absolut nicht kommen gesehen.

Es ist ein erster Teil einer Reihe um die Polizeianwärterin Olivia Rönning und den ehemaligen Polizeikommissar Tom Stilton. Die beiden haben noch Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten, auf die ich mich freue.
Einige Fragen sind noch offen geblieben, die ich hoffe, irgendwann beantwortet zu bekommen.
Es gibt eine Reihe von interessanten Protagonisten, die ich sehr gern in den nächsten Teilen wiederfinden würde, allen voran natürlich Olivia und Tom.

Ein Krimi, der nicht  nur Spannung verspricht, sondern diese auch liefert.
Für mich war dieser Krimi ein absolutes Highlight und ich empfehle ihn sehr gern weiter.