Rezension

Spannung und Gänsehaut-Momente pur, enttäuschendes Ende

Unschuldsengel - Zoje Stage

Unschuldsengel
von Zoje Stage

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Buch voller Spannung und Gänsehaut-Momente, das Ende hat mich dann leider etwas enttäuscht.

Mein Eindruck:

 Zitat (S. 355):

„Natürlich machte jeder von Ihnen mal einen Fehler, aber am Ende waren sie doch ein Team. Blieb nur die Frage: Was sollten sie wegen Mommy unternehmen?“

Ich bin zwar kein Stephan King Fan, aber als ich den Klappentext las, wollte ich unbedingt wissen, was es mit der kleinen Hanna nun genau auf sich hat. Außerdem versprach das Buch Gänsehaut-Momente, so dass ich dann schlussendlich einfach nicht nein sagen konnte.

Hanna ist keine typische achtjährige, sondern etwas Besonderes. Sie spricht nicht, wird von der Mutter zu Hause unterrichtet und ist auch für eine achtjährige ziemlich schlau, aber auch durchtrieben. Mehr möchte ich zum Inhalt allerdings nicht sagen, da ich dann Gefahr laufen würde, euch zu spoilern.

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut und schon nach sehr kurzer Zeit war ich so vertieft in das Buch, dass es förmlich an meinen Händen klebte. Durch den tollen Schreibstil der Autorin flog ich nur so über die Seiten und die düstere, aber auch nervenzerreißende Stimmung hielt mich regelrecht gefangen.  

Da die Geschichte aus Hannas und Suzettes Sicht geschrieben ist, erhält man einen wundervollen Einblick in das Gefühlsleben der beiden. Ich fand es erschreckend zu lesen, was für Gedanken Hanna der Mutter gegenüber hatte, was da für ein Hass war. Aber genauso erschreckt haben mich ein paar Dinge bei Suzette, bei denen ich mich fragte, ob sie diese Gedanken nicht Hanna hat spüren lassen und das Mädchen dann auf ihre ganz spezielle Art und Weise dem entgegenwirken versuchte.

Was die Charakterzeichnungen angeht, hat die Autorin, meiner Meinung nach, alles richtiggemacht. Sie bestechen durch die nötige Tiefe und wirken authentisch. Daher konnte ich mich gut in sie hineinfühlen, wie zum Beispiel in Suzette, die eines morgens erwacht und eine weitere Grausamkeit ihrer Tochter durchmachen muss. Nicht nur Suzette hatte in den Momenten Angst, sondern auch ich. Wie weit würde Hanna noch gehen? Was für Grausamkeiten würde sich Hanna noch einfallen lassen?

Auch diese Hilflosigkeit, die sie verspürte, wenn Alex, ihr Mann und Hannas Vater, ihr einfach nicht glauben wollte, dass Hannas Grausamkeiten ihr gegenüber so ausuferten.   

 

So sehr ich mit Suzette fühlte und ich Hannas Verhalten unmöglich fand, so sehr litt ich aber auch mit der kleinen achtjährigen. Sie tat mir auf die eine oder andere Weise doch irgendwie leid. Es muss für ein Kind schlimm sein, seine Gefühle und Gedanken nicht mitteilen zu können und daraufhin dann in seiner eigenen „kleinen Welt“ zu leben. Denn das tat Hanna für mich. Vielleicht mit gutem Grund?

 

Die Spannung war allgegenwärtig, an manchen Stellen war sie kaum noch zu ertragen, so hoch war sie. Und auch die erhofften Gänsehaut-Momente bekam ich wie versprochen. Bis kurz vor Ende hätte ich eine ganz klare Leseempfehlung gegeben, allerdings nach dem ich das Ende gelesen habe, bin ich mir mittlerweile nicht so sicher. Das Ende kam nicht nur plötzlich, sondern für mich auch ganz anders, als ich es erwartet hätte. Ich hätte ja mit allem möglichen gerechnet, außer mit so einem Ende. Es war zwar unvorhersehbar, aber für mich persönlich war das leider kein wirklich guter Abschluss. Da habe ich mir aufgrund der Geschichte ein wenig mehr erhofft.

Fazit:

Ein überaus spannendes und nervenaufreibendes Buch, das mir meistens wunderbare Lesezeit beschert hat, mich aber aufgrund des Endes ein wenig enttäuscht zurückgelassen hat.