Rezension

Spannung vom Feinsten für Jung und Alt

One of us is lying - Karen M. McManus

One of us is lying
von Karen M. McManus

Bewertet mit 5 Sternen

Spannung vom Feinsten für Jung und Alt

Normalerweise lese ich das gedruckter oder elektronische Buch. Bei diesem Exemplar bin ich nach langer, langer Zeit mal wieder auf ein Hörbuch umgestiegen. Ich habe mir die Daten auf mein iPhone geladen und höre mir auf der Fahrt zur und vom Dienst die wirklich spannende Geschichte an. Worum es geht, verrät und der Klappentext.

Das Hörbuch besteht aus 208 Kapitel mit einer durchschnittlichen Länge von drei Minuten. Auf dem iPhone wird eine Gesamtlänge von 11 Stunden und 8 Minuten angegeben. Die einzelnen Kapitel werden dabei aus der Sicht der einzelnen Protagonisten in der "Ich-Perspektive" erzählt. Meist sind vier Kapitel hintereinander von einem Protagonisten.

Die Sprecher der vier Protagonisten haben sich schon bei Hörspiel und Hörbuch Produktionen, als Synchronsprecher, im Radio und im Theater bzw. Schauspiel einen Ruf gemacht. Weitere Informationen zu den Sprechern finden sie hier. Die Stimmen haben einen guten Wiedererkennungswert und hören sich angenehm an.

Am Anfang brauchte es ein wenig Zeit, sich in die Geschichte reinzuhören. Das lag aber wohl eher daran, dass ich schon lange kein Hörbuch mehr gehört habe. Meist habe ich auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause mehrere Kapitel gehört. Am Ende war ich ein wenig traurig, da ich mich die vergangenen Tage immer wieder auf die kommenden Kapitel und die damit verbundene Entwicklung der Geschichte gefreut habe. Jetzt läuft halt wieder Musik.

Die Geschichte handelt von Bronwyn, Addy, Nate und Cooper. Vier Jugendliche einer amerikanischen Highschool, die unter Verdacht geraten ihren Mitschüler Simon ermordet zu haben. Die vier Protagonisten können nicht unterschiedlicher sein, was auch den Reiz der Geschichte und die sozialen Aspekte ausmacht. Der Hörer lernt auch Simon kennen, der mit seiner Nachrichten App an niemanden ein gutes Haar lässt. Und dazu gehören auch die vier Protagonisten. Als Simon dann beim Nachsitzen mit seinen vier Mitschülern plötzlich zusammenbricht und kurz darauf im Krankenhaus verstirbt, beginnt einen "Hexenjagd" nach dem Mörder, der unter den vier Protagonisten vermutet wird.

Der Hörer wird langsam an die Geschichte herangeführt und erfährt bekommt aus der Sicht von Bronwyn, Addy, Nate und Cooper einen immer tieferen Einblick in die Geschehnisse. Dabei wird es von Kapitel zu Kapitel immer spannender, was bei mir dazu geführt hat, dass ich eigentlich noch im Carport Weiterhören wollte.

Jeder der Protagonisten hat ein Geheimnis, welches Simon auf seiner App an die Öffentlichkeit bringen wollte. Geheimnisse, die das Leben der Personen verändern würde, falls diese an die Öffentlichkeit gelangen. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht über den Inhalt verraten wollen.

Meiner Meinung nach ist es eine typische amerikanische Story. In Deutschland wären einige Abläufe und Inhalte nicht umsetz- bzw. denkbar. Der sozialkritische Aspekt und die Rolle der Familien, Freunde, Mitschüler, der Ermittler, den Anwälten, der Presse und des Fernsehens in dieser Geschichte könnten aber auch auf Deutschland übertragen werden. Da zeigt sich ein Blick in die Abgründe der menschlichen Seele und der Macht der Medien. Schnell werden die Protagonisten in Schubladen gesteckt und haben ihren Ruf weg. Und so habe ich mich selber auch dabei ertappt, einen Protagonisten zum Hauptverdächtigen zu machen.

Karen McManus versteht es aber geschickt die ein oder andere Wendung in die Geschichte zu bringen, was den Hörer zum Umdenken auffordert. Ich habe dabei oft eine andere Perspektive eingenommen und versucht, die Geschichte aus anderem Auge zu sehen. Je näher ich die Protagonisten kennengelernt habe, desto mehr habe ich auch den Menschen hinter der "Maske" oder "Fassade" kennengelernt. Ein Thriller, der es bis zum Ende hin in sich hat! 

Die Nominierung zum "Deutschen Jugendliteraturpreis" kann ich voll und ganz nachvollziehen und auch unterstützen. Das Hörbuch ist aber definitiv nicht nur für Jugendliche gedacht. Auch ich habe mich in meinem Alter spannend unterhalten gefühlt und denke mal, dass ich da nicht der einzige sein werde. Einzig der Schluss war ein wenig zu überzogen und führte zu einem "Happy End mit Sahnehäubchen".