Rezension

spannungsgeladener Mittelalterroman des 12.Jahrhunderts - unterhaltsam und begeisternd

König der Turniere -

König der Turniere
von Juliane Stadler

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem mich ja schon der historische Debütroman "Krone des Himmels" begeistern konnte, wollte ich unbedingt auch diesen Roman lesen.

Eine Ära des 12.Jahrhunderts, zur Zeit der Auseinandersetzungen zwischen dem Jungen König Heinrich und seinen Brüdern Richard, Geoffroy und seinem Vater. Langanhaltende Fehden, Eifersucht, Neid und Machtdemonstrationen, die zu eskalieren drohen, denn plötzlich steckt man als Leser inmitten eines Spinnennetzes aus hinterhältigen Intrigen, die an Bosheit und Hinterlist nicht zu überbieten sind.
Menschen werden gegeneinander ausgespielt, ausspioniert und charmelos erpresst, wobei sie meist gar keine andere Wahl hatten, als sich ihrem Schicksal zu fügen.

Auch verbotene Liebe ist ein großes Thema, denn die Damenwelt hatte in dieser Ära eigentlich keine andere Aufgabe, als sich dem Schicksal zu fügen, egal welche Wünsche und Vorstellungen sie hatten. Ehen wurden arrangiert, Pflicht war es viele Kinder als Erben und Nachfolger für den Thron zu bekommen. Auch die Homosexualität, obwohl verpönt, so doch insgeheim praktiziert und je nach Königshaus geduldet ist ein Thema in diesem Buch, wenn auch dezent und ohne explizite Szenen.

Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten mit den vielen meist französischen Namen, Zuständigkeitsgebieten der mitteleuropäischen Königshöfe und Regionen und wer auf welcher Seite und für welchen Königssohn kämpft. Doch ein Namensverzeichnis mit Erklärung samt zusätzlicher Begriffserklärungen im Anhang machen es einem leichter und mit der Zeit gewöhnt man sich. Auf jeden Fall toll recherchiert.

Es geht äußerst turbulent in diesem doch sehr umfangreichen Buch zu, die Autorin versteht es wirklich, Spannung zu erzeugen und den Bogen fast durchgehend zu halten, trotz vieler Dispute und Erwähnung von Orten der Kampfhandlungen.
Interessant für mich, war die Art der Turniere, die damals völlig anders durchgeführt wurden, als man es bisher kannte.

Deswegen würde ich auch unbedingt empfehlen, das Nachwort zu lesen, so macht es einiges an Entwicklungen und Abläufen verständlicher.

Mit dem jungen Ritter Erec erlebt man einen mutigen, treuen, wenn auch manchmal hitzköpfigen, sturen Ritter, der es mit seinem Turniertalent an die Seite des jungen König Heinrichs und seinen klugen und vernünftigen Marschall schafft. Zusammen mit seinen Turnierbegleitern und dem jungen Straßenkind Pep erlebt man ein abwechslungsreiches, aufregendes und spannendes Spektakel, was auch öfter mit großen Schwierigkeiten, Gefahren und Rückschlägen verbunden ist, natürlich auch mit einer schönen Portion Romantik. Alle Charaktere, ob gut oder böse, sind großartig getroffen, so dass man sofort Bilder im Kopf hatte.

Parallel habe ich das Buch auch als Hörbuch genossen, denn Tobias Kluckert ist einfach ein großes Talent für solche Erzählungen und hat mich wieder mal unglaublich begeistern können. Er ist ein Meister im Sprechen von historischen Romanen, der es jedes Mal wieder schafft, dass man sich als Leser komplett in der Handlung wiederfindet, wie eine Zeitreise, die atemberaubend, spannend, romantisch, unterhaltsam und großes Kino ist.