Rezension

Sparsam

Gift - Peer Meter, Barbara Yelin

Gift
von Peer Meter Barbara Yelin

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe noch nie ein Graphic Novel gelesen und wollte das unbedingt einmal ausprobieren. Faszinierend, dass es etwas Comic-Ähnliches tatsächlich mit seriösen oder gar historischen Inhalten gibt. 

„Gift“ erzählt von Gesche Gottfied, der berühmten Massenmörderin, die 1830 in Bremen lebte, von der ich schon einiges gehört habe und dachte, man könnte mit diesem Buch vielleicht etwas tiefer in die Thematik einsteigen. 
Hier schickt man eine Journalistin nach Bremen am Tag von Gesches Hinrichtung. Eigentlich wollte sie etwas über die Stadt schreiben, kommt aber nicht am aktuellen Tagesthema vorbei. Gesche Gottfried ist in aller Munde. 

Die skizzenhaften Kohlezeichnungen haben mir sehr gefallen. Sie geben eindrucksvoll die Atmosphäre eines historischen Bremens wieder, sind düster und dramatisch und sehr gut gemacht. 
Die Story selbst war mir zu dürftig. Mal davon abgesehen, dass ich wohl doch eher ein Mensch bin, der Sprache liebt und knappe, einfache Texte bedauerlich findet, hält sich das Geschehen weitgehend an die historischen Fakten und wagt nicht den Versuch, zu interpretieren oder auszuschmücken. Und die historischen Fakten sagen, dass da eine grundsätzlich gut angesehene Frau wahllos über Jahre hinweg Menschen vergiftet hat, sogar ihre Kinder. War sie verrückt? Haben missgünstige, abergläubische Menschen sie diffamiert, um einen handfesten Grund für die Auswirkungen einer Choleraepidemie zu bekommen? Diese Möglichkeiten werden angeführt, aber nicht vertieft. Gesche selbst lernt man kaum kennen und das wäre der eigentlich interessante Aspekt solch einer Geschichte gewesen. 

Dieses Buch kann man vielleicht als Ausflug in ein Museum sehen. Man bekommt Historisches serviert, verschiedene Aspekte eines Themas aufgezeigt, interpretieren muss man selbst. Bei einem Buch wünsche ich mir den fantasievolleren Umgang mit einem Thema.