Rezension

Spaßig, aber eben kein Greg

Collins geheimer Channel - Wie ich endlich cool wurde - Sabine Zett

Collins geheimer Channel - Wie ich endlich cool wurde
von Sabine Zett

Bewertet mit 3 Sternen

Wie macht man das hübscheste Mädchen der Schule auf sich aufmerksam? Und lässt gleichzeitig den Superstar der Klasse dumm aussehen? Collin ist sich sicher: Die Lösung ist ein eigener YouTube-Kanal. Denn YouTube-Stars sind angesagt und cool. Nur leider gehört Collin nicht gerade zu den coolsten Kids der Klasse – am besten also, er bleibt im Internet erstmal anonym. Aber, wie geht das? In „Collins geheimer Channel. Wie ich endlich cool wurde“ von Sabine Zett kann man das nachlesen.

Wer heute einen Comicroman veröffentlicht, muss sich wohl automatisch einen Vergleich mit „Gregs Tagebuch“ gefallen lassen. Eine Reihe, die in der Sparte einfach Maßstäbe gesetzt hat. In dieser Hinsicht kann „Collins geheimer Channel“ nicht mithalten. Der trockene Humor, der „Gregs Tagebuch“ zu einem alterstechnischen Allrounder macht, fehlt der Geschichte.

Zielgruppe sind Jungs ab 10 Jahren. Und da gerade Jungs in einem bestimmten Alter häufig schwer „ans Buch“ zu kriegen sind, muss man lobend erwähnen, dass sowohl inhaltlich als auch optisch Lesehürden abgebaut werden. Die Geschichte lässt sich auch von Lesemuffeln leicht und schnell durchschmökern. So gibt es viele Zeichnungen, kurze, übersichtliche Absätze und fett gedruckte Comicsprache (rambazamba, kicherkicher, würg).

Wohl alle Kids sind heutzutage auf YouTube unterwegs. Viele möchten ihren Online-Stars nacheifern und einen eigenen Channel eröffnen. Und genau darum geht es auch. Rund um dieses Thema strickt Sabine Zett einige Missverständnisse um eine anstehende Party, dabei wird immer wieder die Frage aufgegriffen, was und wer eigentlich cool ist. Das war’s eigentlich schon inhaltlich. Reicht aber auch vollkommen aus.

Kritikpunkte:

– das Mädchenbild wird mit „hübsch“ und „an Schminke interessiert“ eher einseitig assoziiert. Und klar, in dem Alter geht es wirklich oft ums Äußere. Aber es ist eben auch ein Teufelskreis, wenn dieses Image immer wieder bedient wird. Es gibt viele Mädchen, die vollkommen andere Interessen haben.
– die Sprache war mir teilweise zu sehr auf jugendlich getrimmt: In ihrem Sprachschatz verwenden Kids heute viele Anglizismen wie nice, funny, happy etc. Aber so häufig, wie in diesem Buch höre ich das bei meinem eigenen Sohn eigentlich nicht.
– den Einstieg empfand ich als sperrig, da mich die vielen Steckbriefe ohne vorherige Kenntnis der Personen eher verwirrt haben. Die ersten Seiten erschienen mir ohnehin leicht chaotisch und überdreht. (Collin tischt seiner Sportlehrerin nach einem Ohnmachtsanfall im Sportunterricht die Lüge auf, er hätte nur die stabile Seitenlage für den Führerschein geübt. Mit 13 Jahren? Naja!)

Nach den ersten Kapiteln wird die Geschichte übersichtlicher und stringenter. Die Altersempfehlung ist mit 10 Jahren gut gewählt. Jüngere Kinder werden mit den Themen (Verliebtheit und Webchannel) noch nicht soviel anfangen können.

Fazit: Nein, nicht so originell und generationsübergreifend witzig wie „Gregs Tagebuch“. Aber ein vergnüglicher Comicroman, auch für kleine Lesemuffel.