Rezension

Spezielle Wendejahre

Stern 111 - Lutz Seiler

Stern 111
von Lutz Seiler

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Einblick in eine schon fast vergessene Zeit

Ich wurde aufgrund des ungewöhnlichen Covers auf das Buch aufmerksam.
Kenne ich doch dieses Radio noch aus eigener Erinnerung.
Und der Inhalt sagte mir erst einmal wenig.
Nur das es sich hier um einen positiv erwähnten Autoren handelt.

Aus dem Inhalt:

Genau zwei Tage nach dem Mauerfall verlässt das Ehepaar Bischoff ihr gewohntes Umfeld und lässt auf dem Gebiet der DDR alles zurück.
Sie wollen ihren Traum leben und starten über Notaufnahmelager und Durchgangswohnheime in eine neue Zeit.
Ihr Sohn Carl weis von dem Plan seiner Eltern nichts und will auch das elterliche Erbe nicht antreten.
Er flüchtet nach Berlin und lebt zunächst auf der Straße.
Als er in den Kreis einiger junger Männer und Frauen integriert wird welche neben Hausbesetzung, dem Guerillakampf und dubiose Geschäfte auch eine Kellerkneipe betreiben.
In diesem Milleu hofft er seine einzig wahre Liebe wiederzutreffen.
Ob er es schafft oder was passiert weiter mit ihm oder seinen Eltern?
Das sollte man selber erlesen!

Meine Meinung:

Da ich bisher kein Werk des Autoren kannte, begab ich mich in lesender Weise auf Neuland.
Man bekommt hier einen Überblick der ersten Nachwendejahre der besonderen Art.
Es wird eine Familie dargestellt die im Strudel der Veränderung schwimmen.
Und die Veränderung ist gewaltig.
Die aufgeteilten zwei Erzählstränge erzählen einmal von einer langen Reise zum Sehnsuchtsort und einem Berliner Hausbesetzer Milleu.
Man bekommt einen Überblick der Protagonisten und diese polarisieren.
Nur Carls Eltern empfinde ich wird etwas zu wenig erzählt.
Aber es werden interessante Einblicke einer mir auch damals wie heute unbekannten Szene erzählt.
Das Kofferradio Stern 111 gehört als Verbinder in den Roman.
Und daher passt das Buchcover und der Titel schon zum Roman.
Einige Gefühle konnte ich gut nachvollziehen wie z.B. die Angst, dass man die neue Freiheit schnell wieder verlieren kann.
Aber Carl erfährt eine Änderung und das hat mir gefallen.
Die Handlungen des klugen Rudels waren für mich schon speziell aber interessant geschildert.
Gut aufgezeigt ist die Zerrissenheit der Familie.
Auch wie sich die Handlung am Ende erklärt.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die eigene Sprache des Autors- da musste ich mich erst einmal einlesen, aber dann ging es.
Auch gab es leichte Längen welche man hätte etwas verknappen können, da sie den Lesefluss etwas zäher gestaltet haben.
Der Rückblick im Epilog bietet einen Rückblick aus Carls Perspektive was später noch geschah.
Das Nachwort des Autors lässt einem die Parallelen seines Lebens zum Roman vermuten.
Was sich nach Internet Recherche bestätigte.

Fazit:

Ein interessanter Roman einer besonders prägenden Zeit, welchen ich gern weiterempfehle und mit 4 Sternen bewerten möchte.