Rezension

Spielregeln sind wichtig - in jedem Alter!

Als wir Adler wurden - Uticha Marmon

Als wir Adler wurden
von Uticha Marmon

Auf den ersten Blick eine ganz normale, nette Kindergeschichte: fünf Nachbarskinder treffen sich regelmäßig zum Spielen und dabei lassen sie ihrer Phantasie im Science-Fiction-Format freien Lauf. Soweit nichts Ungewöhnliches; aber bald ändert sich das Spiel und mit ihm die Unbekümmertheit.

Die Kinderbuchautorin Uticha Marmon widmet auch diesem jüngst erschienenen Kinderbuch einem tiefgründigen Hintergrund: dem "Anderssein". Ein Phänomen, das Kindern im Alltag begegnet, aber dem sie aller Wahrscheinlichkeit nach keine besondere Beachtung schenken. Darauf aufmerksam zu machen, einen Denkprozess zu initiieren, setzt sich die Autorin zum Ziel.

Heile Welt: fünf Kinder, die Haus an Haus wohnen, deren Eltern sich gut kennen, treffen sich immer Wiede zum Spielen. Janniks älterer Bruder Bo (Boris ist sein richtiger Name, wie sich später herausstellen wird), animiert die Clique zu einem neuen Spiel. Dabei handelt es sich um eine Art Teamaufgabe, das Team sind "die Adler". Bo stellt der Gruppe immer wieder neue Aufgaben und damit letztendlich auch die Regeln des Spiels.
Zunächst verwundert worauf das Spiel hinausgehen soll, dann aber begeistert stellen sich die Fünf den Abenteuern. Der "Adlerhort" befindet sich in einem alten, verfallenem Haus, in dem ein merkwürdiger alter Mann zurückgezogen lebt, Herr Matiasek. Zunächst haben die Kinder Furcht vor ihm, da sie ihn eher als "unheimlich" betrachten. Im Verlaufe der Geschichte wird er aber immer sympathischer.
Irgendwann kippt das Spiel. In der Straße, die eigentlich Rottstraße heißt, von den Kindern jedoch Milchstraße genannt wird, gibt es eine Fabrik. Viele Menschen in der Straße arbeiten dort und werden wie aus heiterem Himmel gekündigt. Andere nehmen deren frei gewordene Arbeitsplätze ein; es entsteht Unfriede.
Das hat auch Auswirkungen auf die Kindergruppe. Leidtragende wird Loni, deren Mutter eine Kenianerin ist. Subtil bestimmt Bo neue Regeln und grenzt Loni aus. Aus Bo wird Boris, aus einem aufmüpfigem 17-jährigen mit hohem Gerechtigkeitssinn, wird ein Kämpfer des "Wir gegen die Anderen". Spannend, wie die Gruppe hierauf reagiert...

Ja, es lohnt sich dies Buch zu empfehlen. Der Autorin gelingt es, in einer abwechslungsreichen Geschichte den richtigen "Ton" (sprich eine altersgerechte Sprache) für den Adressatenkreis (Kinder ab 9 Jahre) zu treffen. Die eigene Phantasie, die eigene Gedankenwelt bildet die Basis für die zunehmend tiefgründig werdende Story. Ich denke, an der ein oder anderen Stelle entstehen auch Fragezeichen. Sicher soll das so sein, denn das Ziel ist es auf ein gesellschaftliches Problem hinzuweisen: wie gehen wir mit Menschen um, die "anders" sind.