Rezension

Spionagethriller mit Längen

Schatten der Toten - Elisabeth Herrmann

Schatten der Toten
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 3 Sternen

Hätte man kürzen können, das wäre der Spannung zugute gekommen. Aber packendes Finale in Odessa!

Kurz zum Inhalt:
Judith Kepler arbeitet in Berlin als Tatortreinigerin. Es passiert plötzlich einiges, das ihr Leben auf den Kopf stellt: Ihr Chef liegt im Krankenhaus und möchte, dass sie die Führung übernimmt. Die Halbwaise Tabea, die ihr sehr am Herzen liegt, ist ebenfalls im Krankenhaus und Judith kann ihren Vater nicht erreichen.
Und dann ist das noch Isa Kellermann, eine Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes, die den ehemaligen Spion Bastide Larcan um jeden Preis fassen möchte - dieser ist jedoch Judiths Vater und hält sich derzeit in Odessa auf.
Soll Judith die Vergangenheit ruhen lassen oder ebenfalls nach Odessa reisen?

Meine Meinung:
"Schatten der Toten" ist der dritte Teil um die Tatortreinigerin Judith Kepler. Die Geschichte ist jedoch in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Alle Infos aus dem Vorgängerband werden genauestens beschrieben, da sie für die Geschichte wichtig sind.
Leider war mir aufgrund des Klappentextes nicht bewusst, dass diese ganze Spionagesache so detailliert dargelegt wird. Ich lese zwar immer wieder mal gerne Spionagegeschichten, aber dabei muss es nicht so derart ins Detail gehen. Teilweise war es mir auch zu verworren und ich habe auch nicht alle Zusammenhänge gleich verstanden.
Außerdem hätte man das Buch gut und gern um ein Drittel kürzen können, was auch der Spannung zugute gekommen wäre. Denn diese ausufernden Stasi-und-Geheimdienst-Beschreibungen haben mich oft aus dem Lesefluss gebracht und waren langatmig und zäh.
Auch hätte ich mir gerne gewünscht, mehr über die Arbeit einer Tatortreinigerin zu erfahren; das ging in diesem Buch leider total unter.
Das letzte Drittel des Buches hat mir dann jedoch gefallen, es wurde rasant (die geplante Operation des deutschen Verfassungsschutzes in Odessa) und dramatisch (das schreckliche und grausame Verhalten des ukrainischen Milliardärs Oleg Nikiforov).
Aus der Danksagung der Autorin hätte ich herausgelesen, dass dies der letzte Band um Judith Kepler ist. An und für sich wäre auch alles gut abgeschlossen - doch hat es sich die Autorin nicht nehmen lassen, doch noch etwas einzubauen, das die Geschichte weiterlaufen lassen könnte... Ich bin gespannt, ob es noch einen weiteren Band geben wird.
Das Cover ist eher unscheinbar - sollen die Stufen an die Potemkinsche Treppe in Odessa erinnern, die eine Bedeutung für die Geschichte hat?

Fazit:
Ein etwas anderer Spionagethriller; leider mit zähen Längen in der Mitte, aber einem spannenden Finale.