Rezension

Spitzenmäßig

Die Stadt der Blinden - Jose Saramago

Die Stadt der Blinden
von Jose Saramago

Bewertet mit 5 Sternen

In einer Stadt ohne Namen steht an einer Ampel ein Auto, das auch nicht wegfährt, als die Ampel auf Grün umschaltet. Der Fahrer ist plötzlich erblindet. Aber er bleibt nicht er Einzige, den das Weiße Übel ereilt. Nach und nach werden immer mehr Blinde in eine Einrichtung gebracht und später auch diejenigen, die zu erblinden drohen. Es trifft auch einen Augenarzt. Um an seiner Seite bleiben zu können, stellt sich auch seine Frau blind - und so kommen sie beide in "Quarantäne". Jeweils ca. 40 Menschen, Männer, Frauen und auch Kinder, befinden sich in einem Saal, ohne die, die auf dem Boden schlafen. Täglich gibt es eine Durchsage, in der 15 Verhaltensregeln immer wiederkehren. Bis eines Tages die Essensrationen ausbleiben. Jetzt herrscht Krieg zwischen den Blindengruppen - und immer dabei, die sehende Frau des Arztes...

Beim Lesen des Buches war ich wie gebannt. Ich hatte zwar anfangs etwas Mühe mit dem Schreibstil, was sich aber sehr schnell gelegt hat. Ich kann mir garnicht vorstellen, wie es ist, wenn man von jetzt auf gleich vom Sehenden zum Blinden wird. Und hier werden die Betroffenen auch noch weggesperrt. Unvorstellbar, was sich in dieser Unterkunft alles abspielt und auch unvorstellbar, wie weit man gehen kann, um sein eigenes Leben und das seiner Nächsten zu schützen, wenn es hart auf hart kommt.
Aber auch als den Insassen nach einem Brand die Flucht gelingt und sie in Freiheit nach ihren Häusern und Wohnungen suchen, ist nicht alles gut. Es gibt kein Wasser und keinen Strom. Das Wort "Essen" hat magische Kräfte. Und ohne Augen sind auch die Gefühle anders. 

Ein Buch voller Emotionen, vieler Gedankengängen, wunderbaren, manchmal auch skuriellen Dialogen. Ein Buch, das man gelesen haben sollte. Absolut lesenswert!