Sprachgewaltig und anklagend
Bewertet mit 4 Sternen
Ein sehr interessantes Buch zu den Themen Flucht, Migration, Heimat bzw. dem fehlenden Heimatgefühl.
Es geht um Reza, der im Alter von 10 Jahren mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland geflohen ist. Dort wächst er im Ruhrgebiet der 90er Jahre in einer Art Parallelwelt auf. Umgeben von Kriminalität, missverstanden und ausgenutzt, zwischen rivalisierenden Roma-Großfamilien, fühlen sie sich wie Fremdkörper in diesem Land. Die Studienabschlüsse seiner Eltern werden hier nicht anerkannt, so arbeitet der Vater schließlich als Taxifahrer um für die Familie zu sorgen und zieht sich immer mehr zurück. Die Mutter macht gute Mine zum bösen Spiel während der Sohn die Wut für die ganze Familie in sich zu tragen scheint.
Letztlich bleiben sie immer fremd in diesem Land, das sie nicht so recht verstehen können.
Symbolisch stehen dafür die Schwäne, die sie ein Mal im Iran aus der Ferne beobachtet haben und nur als Zugvögel kennen. Hier in Deutschland dagegen bleiben die Schwäne das ganze Jahr über und sind auch nicht scheu...
"Wenn das Höchste, was die anderen Schwäne erreichen konnten, also Erträglichkeit war, hier aber das Glück der Schwäne liegt. Was, wenn Glück schwerhörig macht, faul und flugunfähig."
Der Schreibstil ist sprachlich sehr ansprechend und oft geradezu poetisch, teilweise aber auch schonungslos hart. Man spürt wie die Wut in Reza wächst. Zum Ende hin wird der Ton immer anklagender. Man sieht Deutschland aus anderen Augen und kann sich etwas in die Situation hier lebender Flüchtlinge hineinversetzen. Da prallen völlig verschiedene Welten aufeinander.
Wer sich für die o.g. Themen interessiert und gerne poetische Texte liest, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.