Rezension

Sprachgewaltig und speziell

Die einzige Geschichte - Julian Barnes

Die einzige Geschichte
von Julian Barnes

Bewertet mit 4 Sternen

Paul ist 19, als er die 48jährige verheirate Susan, Mutter von zwei Töchtern, im Tennisverein kennenlernt und sich in sie verliebt.
Susan und Paul beginnen eine Beziehung, die über einen längeren Zeitraum hält.
Für Paul ist es die „einzige“ Liebesgeschichte seines Lebens, über die er auch nach Jahren noch reflektiert. 

Meine Meinung:
Der Roman „Die einzige Geschichte“ ist in drei große Teile gegliedert. Er wird aus Pauls Sicht erzählt, wobei er sehr gekonnt zwischen verschiedenen Arten der Perspektive (1., 2., 3. Person) wechselt.
Der Beginn ist langsam – Paul ist 19 Jahre alt und lernt die wesentlich ältere Susan kennen, aber die Erzählung steigert sich zur Mitte hin deutlich, bis sie zum Ende hin wieder mit Analysen – aus meiner Wahrnehmung – an Tempo verliert.

Ich fand die Art der Schilderung sehr speziell. Es geht nicht klassisch um eine Liebesgeschichte, sondern hat auch viele Elemente über das Leben und die Liebe allgemein, Anklänge an ein Familiendrama und weitere Elemente, die ich schwer beschreiben kann.

Sehr schön kommen auch einige britische Besonderheiten zum Ausdruck, insbesondere der ganz besondere britische Humor, der mir persönlich extrem gut gefällt.
Auch die Besonderheiten der Zeit – die Erzählung beginnt in den 1960er Jahren – kommen zum Vorschein. Es wird deutlich, welche Unterschiede es in Susans Generation, die den Krieg noch miterlebt hat, und der nachfolgenden Generation, zu der Paul gehört, existieren. Gerade weil Paul und Susan in einem kleinen Ort ca. 15 Meilen von London entfernt leben, in dem jeder jeden kennt, ist die Darstellung der dortigen Gesellschaft extrem interessant.

Auch wenn ich die Erzählweise unglaublich sprachgewaltig fand, hat mich der letzte Teil etwas gelangweilt.
Der Autor kam hier nicht mehr so richtig auf den Punkt und hat sich oft in seinen langatmigen Analysen verloren. 

Fazit:
Im Großen und Ganzen habe ich das Buch gerne gelesen und habe mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch intellektuell bereichert gefühlt. Es ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes.