Rezension

Sprachgewaltiges Buch über die düsteren Geheimnisse einer mondänen Familie

Summer - Monica Sabolo

Summer
von Monica Sabolo

Genfer See, mondäne Villa am See, eine Bilderbuchfamilie, ein verschwundenes Mädchen, ein Bruder der immer im Schatten stand, Schatten der Vergangenheit, welche Geheimnisse birgt der See?

Eine mondäne Villa am Genfer See. Eine Bilderbuchfamilie. Der Vater erfolgreicher Anwalt, die Mutter schlank und schön, die Tochter der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Ausschweifende Parties, Nur der Sohn des Hauses fällt aus dem Rahmen: Gehemmt, kaum Freunde, Schulprobleme. Alles andere als der Stolz der Familie.

Und dann verschwindet die Tochter des Hauses, mit 19. Und die Familie zerbricht innerlich daran. Und die Freunde sind weg. Und der Sohn, Benjamin, kann den Verlust der Schwester nicht verwinden, obwohl er es irgendwann schafft, ein Studium zu absolvieren und einen Beruf zu ergreifen.
24 Jahre später, Benjamin ist inzwischen 38, wird er durch ein Detail wieder an die Zeit damals erinnert. Und Benjamin begibt sich in eine Spurensuche in der Vergangenheit. Wird er das Rätsel um das Verschwinden seiner Schwester Summer lösen?
Dieses Buch erzählt in vielen Rückblenden und Fragmenten in einer sehr bildhaften Sprache von den Erinnerungen und Bewältigungsstrategien eines Bruders, dessen Schwester plötzlich verschwand. Wasser, Schlingpflanzen, Düsternis und Schatten spielen bei diesen Bildern eine große Rolle. Ist Summer im Genfer See ertrunken? Oder warum träumt Benjamin immer diese Wasser-Träume? Und warum kann er sich nur teilweise an den Tag des Verschwindens erinnern? Warum hat er die Stelle, an der Summer verschwand, zunächst nicht wieder erkannt?
Die Geschichte hat für mich einen düsteren Sog entwickelt. Es war auf eine gewisse Weise spannend. Aber ein Krimi ist das Buch nicht. Eher das Psychogramm einer Familie, bei der einiges nicht in Ordnung ist. Erzählt in einer sehr bildhaften Sprache - wobei es auch manchmal ein wenig zu viel an bildhafter Sprache gab. Zwischendurch hatte man das Gefühl, dem Geheimnis nie auf die Spur zu kommen vor lauter Wasser-Assoziationen.

Ich habe das Buch am Bodensee gelesen - nicht am Genfer See. Aber auch am Bodensee war der See oft düster, verhangen und in ein geheimnisvolles graues Licht getaucht. Die perfekte Kulisse  Die perfekte Kulisse für dieses sprachlich anspruchsvolle Buch, das viele düstere Aspekte zeigt. Aber auch den Weg eines raumatisierten hinaus ins Leben.