Rezension

Sprachgewaltiges Finale

Das Labyrinth der Lichter - Carlos Ruiz Zafón

Das Labyrinth der Lichter
von Carlos Ruiz Zafón

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Auftrag der Politischen Polizei führt Alicia Gris in ihre Heimatstadt Barcelona. Sie ist dafür bekannt, sich hartnäckig auf Spurensuche zu begeben und dadurch selbst scheinbar unlösbare Fälle aufzuklären. Dieses Mal soll sie das geheimnisvolle Verschwinden des Ministers Mauricio Valls untersuchen. Obwohl Alicia sonst lieber allein arbeitet, wird ihr bei diesem Auftrag Unterstützung aufgedrängt. Die Untersuchungen gestalten sich gefährlicher als gedacht, denn schon bald stellt sich heraus, dass der Minister alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist. Es gibt einige dunkle Geheimnisse zu ergründen. Alicia stößt auf Unglaubliches und gerät dadurch in große Gefahr....

"Das Labyrinth der Lichter" ist  nach "Der Schatten des Windes", "Das Spiel des Engels" und "Der Gefangene des Himmels" der vierte Band der Tetralogie um den Friedhof der Vergessenen Bücher. Im Vorwort weist der Autor darauf hin, dass man jedes Buch als Eingang zur  Reihe um den  Friedhof der Vergessenen Bücher nutzen und die einzelnen Geschichten somit  in unabhängiger Reihenfolge lesen kann.

Obwohl man den Ereignissen des vierten Bandes tatsächlich mühelos folgen kann, ohne die Vorgeschichten aus den anderen Teilen zu kennen, empfiehlt sich dennoch die Einhaltung der Reihenfolge. Denn dann kann man das Wiedersehen mit altbekannten Charakteren aus den vorangegangenen Bänden genießen und verfolgen, wie sich die einzelnen Geschichten miteinander verknüpfen. Liest man den Abschlussband zuerst, bekommt man schon einige Erkenntnisse, die die Spannung, bzw. die Lesefreude, der anderen Bände etwas einschränken könnte.

Auch in diesem Band überzeugt der Autor wieder durch seinen einzigartigen, geradezu poetischen Schreibstil. Wenn man sich auf die relativ anspruchsvolle Erzählkunst einlässt und sich die Zeit nimmt, diese voll und ganz auszukosten, kann man sich von einer wunderbaren Geschichte verzaubern lassen. Es gelingt dem Autor hervorragend, verschiedene Stimmungen in die Handlung einfließen zu lassen, die man unbewusst wahrnimmt und dadurch noch intensiver in das Geschehen eintaucht. Einmal angefangen, gerät man in den Sog der Handlung, sodass man sich nur ungern davon lösen mag. Denn hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei, da der Autor die Geschichte um den Friedhof der Vergessenen Bücher facettenreich erzählt. Man bekommt einen Einblick in die politische Situation und hat zuweilen den Eindruck, einen gesellschaftskritischen Roman zu lesen. Dann gibt es aber auch viele abenteuerliche Szenen und Teile, in denen man meint, einen spannenden und stellenweise sogar recht blutrünstigen Thriller in den Händen zu halten. Dadurch ist die Handlung sehr abwechslungsreich und kaum vorhersehbar. Denn es gibt einige Wendungen, mit denen man so überhaupt nicht rechnet.

Obwohl der Schreibstil wunderbar und sprachgewaltig ist, gibt es aber leider auch manchmal Szenen, in denen man das Gefühl hat, etwas auf der Stelle zu treten und sich die Frage stellt, ob man nicht einiges auch etwas kürzer fassen könnte.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Ich konnte mir die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und durch die besondere Atmosphäre, die zwischen den Zeilen spürbar ist, regelrecht in die Handlung eintauchen, sodass ich den ziemlich umfangreichen Roman eigentlich doch recht schnell beenden konnte. Allerdings gebe ich zu, dass mir manche Beschreibungen doch etwas zu umfassend waren, sodass ich zwischendurch das Gefühl hatte, dass die Geschichte etwas auf der Stelle tritt und dadurch  einige Szenen etwas zäh wirkten. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb vier von fünf Sternchen.