Sprachlich nett - inhaltlich uninteressant
Bewertet mit 3 Sternen
'Das Gewicht des Ganzen' habe ich mir aufgrund einer Literaturempfehlung in unserer Regionalzeitung zugelegt. Der Autor Sven Heuchert lebt nur einen Katzensprung von mir entfernt, in Siegburg. Inhalt siehe Klappentext. Milla Hellstein , ehemalige Speditionsangestellte und Emigrantin aus dem Rheinland und Russ Graham, Antiquitätenhändler, den den Fluss zu sehen zufriedener macht als alles andere auf der Welt, sind zwei unterschiedliche, trauernde Menschen, die sich in der Fremde, in Kanada, begegnen. Beide haben offene Wunden, Milla verlor ihren Sohn Hannes durch 'eine Mutprobe im Wald', Graham Helen, eine verpasste Chance, er hatte ihr seine Liebe nie gestanden. Milla kauft das Haus von Roger und Helen, die Deutsche, 'die immer eine Fremde blieb' (87). Und da ist da noch Tom Bines, Russ Freund, ehemaliger Tierarzt und ehemaliger Bürgermeister, der mit den Hühnern lebt.
Der Roman legt den Fokus auf die Natur und deren Beschreibung. Detaillierte, plastische, authentische Beschreibungen: 'Scharlachrotes Sonnenlicht berührte die Dachbalken der Scheune'(63).Reizvoll ist auch der Perspektivenwechsel von der dritten Person zum Ich-Erzähler. Die Sprache basiert auf Umgangssprache, teilweise metaphorisch, gespickt mit grammatikalischen Fehlern, Es findet sich Gaunersprache (Bsp. 'Kassiber', das unerlaubte Schreiben z.B. eines Häftlings (31), Fischersprache (Bsp 'Milchner', ein männlicher geschlechtsreifer Fisch, S. 32 (ich lerne gern dazu); der Satzbau ist teilweise elliptisch. Markant sind die extrem kurzen, dichten Sätze, was mir gefällt. 'Das Haus lag hinter ihnen in der Dunkelheit. Milla folgte der Flussbiegung. Eine Bewegung nahe dem Wasser. Die Silhouette einer Person(101)'. Resumée: Das Buch, lässt sich gut in einem Rutsch lesen. Der Preis von € 22,99 für ein Hardcover von schlapp 188 Seiten ist maßlos übertrieben (ich habe das Werk für ein paar Taler gebraucht gekauft). Sprachlich ganz nett zu lesen, inhaltlich hat es mir nichts gebracht und wandert daher für den nächsten Leser in den offenen Bücherschrank.