Rezension

Sprachlich top, unblutig, modern, kreativ –ein unbeschwertes Lesevergnügen! Kleine Schönheitsfehler sind nicht ausgeschlossen.

Layers
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

Ursula Poznanski zeigt, dass man auch ohne Bilderbuchkarriere Karriere machen kann. Vllt mag ich sie deswegen so gern ... aber nein, ich mag ihren Stil, weil sie nämlich unsere wunderbare Sprache nicht verhunzt, wie es heute meist zum guten Ton gehört, der ja ein schlechter Ton ist, eigentlich, und weil sie jugendgerecht schreibt - nah dran an den Themen, die unsere Welt bewegt.

Eine mysteriöse, wohltätige Organisation klaubt obdachlose Jugendliche von der Straße und bietet ihnen ein kommodes Dach über dem Kopf: Ausbildung, Kost und Logis gratis. Dafür müssen sie kleinere Aufgaben übernehmen, die es, bei Licht betrachtet, in sich haben.

Ursula Poznanskis einfachen, aber sicheren und angenehmen Stil, ohne irgendwelche sprachlichen Ungereimtheiten und Unsauberkeiten und ihre Plots mag man oder mag man nicht. Auf alle Fälle ist beides massentauglich und obwohl dies per se literarisch verdächtig ist, gehe ich bei Poznanski voll mit, ergo: ich mags.

Literarisch wird die Autorin keine Preise außer Jugendbuchpreisen gewinnen können, das liegt an den Stories, die sie bevorzugter Weise schreibt, sie lotet nicht aus, sondern erfindet und das höchst kreativ. So entstehen attraktive Jugendbücher, die thrillerartig mitreißen, actionreich sind und sich stets aktuellen Themen widmen, ob Computerspielen, Geocaching oder ... pscht! Die Autorin will unterhalten und das tut sie. Und wie! Nebenbei lenkt sie spielerisch den Blick auf die diesen Themen inne wohnenden Problematiken und, wenn man wollte, könnte man über deren Sinn und Unsinn, nachdenken ... . Es ist ein bisschen wie das, was Dave Eggers für Erwachsene schreibt.

Natürlich bilden weder Ursula Poznanskis Geschichten noch ihre Protagonisten die platte Wirklichkeit ab, aber sie beschäftigen sich mit der Welt, die Jugendliche bald vorfinden könnten, eine Welt, die sich immer schneller verändert und die immer mehr digitalisiert wird auf der einen Seite und auf der anderen Seite immer mehr brutalisiert und in zwei Klassen scheidet. Dies Markenzeichen Poznanskis ist eine Erfolgstory pur.

Das Abenteuer um Dorian, den Helden, ist von Anfang an rasant und abwechslungsreich. Man wird ganz schön auf die Folter gespannt und weiß nicht, wo es hingeht. Toll, ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Im Mittelteil werden die gleichen Stilmittel ein wenig zu häufig genutzt und um ein Haar hätten sie sich sogar abgenutzt, der Schlussteil lässt keine Fäden offen liegen, ist aber für meinen Geschmack zu kurz gesprungen, ich hätte mir etwas Fulminanteres gewünscht mit Ausblick. Aber verglichen mit anderen Jugendbuchautoren hat die Autorin das Ende immer noch sehr gut gelöst.

Ich habe mich hervorragend unterhalten. An der Dicke des Buches gemessen, hätte ich mir für den Schluss jedoch wenigstens ein fantastisches Element gewünscht anstatt alles nur an Ort und Stelle zu rücken, die Überraschungen waren mir zu zahm.

Fazit: Dennoch eine runde Sache und für Jugendliche absolut empfehlenswert. Ursula Poznanski ist für mich momentan das Beste, was sich auf dem Jugendbuchmarkt befindet: Sprachlich top, unblutig, modern, kreativ. Hoher Spaßfaktor!

Kategorie: Jugendbuch
Verlag: Loewe, 2015

 

P.S. Ich werte innerhalb von Kategorien, wobei die Königskategorie: gehobene oder moderne Literatur ist. Seit ich die Wertungen nach Kategorien vergebe, bekommen die Romane i.d.R. eine höhere Wertung. Viele Bücher aus der Sparte Unterhaltung würden natürlich verglichen mit der modernen/gehobenen Literatur stark abfallen; aber sie haben doch eine ganz andere Zielrichtung ...etc.

Auch dieses Buch erzielt eben nur im Bereich JUGENDLITERATUR fünf Punkte.

 

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 04. September 2015 um 08:29

Eine schöne Rezension - ich muss mal dran denken, in einer BuHa mal in ein Buch der Autorin reinzugucken, ob ich's auch mag.