Rezension

Sprachlich wunderschön

Das Geheimnis von Shadowbrook - Susan Fletcher

Das Geheimnis von Shadowbrook
von Susan Fletcher

Bewertet mit 4 Sternen

Wohlbehütet wächst Clara Waterfield im Hause ihrer Mutter und ihres Stiefvaters auf. Doch es hat auch einen Grund, warum Clara so behütet wird, denn sie leidet an der Glasknochenkrankheit, bei der schon ein starkes Husten ausreichen würde, um ihr die Rippen zu brechen. Clara kämpft jedoch um ihr Recht, ein normales Leben zu führen und als ihre Mutter im Alter von gerade einmal 39 Jahren verstirbt, zieht Clara in die Welt hinaus. Auf Shadowbrook soll sie helfen, das Gewächshaus und vor allem die darin befindlichen Pflanzen aufzubauen und auzuziehen. Schon bei ihrer Ankunft wird sie gewahr, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht auf Shadowbrook. Nicht nur, dass ihr Chef, Mr. Fox, nicht vor Ort zu sein scheint, auch das Getuschel der Dorfbewohner klingt in ihr nach. Denn bis vor dreizehn Jahren gehörte Shadowbrook den Pettigrews und die waren alles andere als beliebt. Der letzten Bewohnerin, Veronique Pettigrew, sagten man sogar nach, dass sie völlig verrückt gewesen sein muss und es heißt, dass sie des Nachts auf Shadowbrook spuken würde. Doch Clara glaubt nicht an Geister und versucht dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Meine Meinung

Erst einmal großes Lob für dieses wunderschöne Cover, das einfach die Blicke auf sich zieht. Auch der Klappentext macht neugierig und man möchte, genauso wie die Protagonistin, einfach wissen, was auf Shadowbrook los ist.
Sarah Fletcher hat einen unglaublich melodischen Schreibstil. Ihre Sprache ist einfach durch und durch wunderschön. Dabei schafft sie es, dem Leser ein klares Bild von ihrem Setting, dem Herrenhaus Shadowbrook, zu präsentieren. Allerdings erzählt sie auch sehr ausführlich und ausschweifend, so dass ich beim Lesen immer mal wieder gedanklich abdriftete.
Die Geschichte rund um Shadowbrook spielt in der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg und Fletcher gelingt es ganz hervorragend, die Zeit und das Denken der Zeit in Worte zu fassen. Man bekommt hier durchaus eine kleine Zeitreise geboten. Ich hatte mir zwar ein wenig mehr Mystery rund um das Treiben auf Shadowbrook erhofft, doch dies blieb hier mehr so das Hintergrundthema.
Das machte die Geschichte zu etwas anderem, als ich ursprünglich erwartet hätte, wobei es auf keinen Fall langweilig wird. Man begibt sich gemeinsam mit Clara auf die Suche nach Antworten und deckt dabei so manch ein erschreckendes Geheimnis rund um Shadowbrook auf. Mit vielen Dingen und Ereignissen konnte mich Autorin Susan Fletcher absolut überraschen und auch wenn ich das ein oder andere vorausgeahnt habe, gab es doch genügend Wendungen, die die Story spannend machten. Man will hier auf jeden Fall wissen, was auf Shadowbrook geschehen ist und das treibt den Leser immer mehr durch die Geschichte.
Vielmehr ist es die Protagonisten und deren Leben, das hier deutlich im Vordergrund steht. Denn Clara Warerfield, aus deren Sicht wir in der Ich-Perspektive das Geschehen verfolgen, ist ein durch und durch besonderer Mensch in dieser Zeit. Nicht nur, dass sie unter einer seltenen Krankheit leidet, nein, sie ist auch für diese Zeit ein besonderer Mensch. Frauen standen zu dieser Zeit noch deutlich den Männern nach, doch Clara lässt sich so schnell nicht verunsichern. Sie steht ihre Frau und weiß sich zu behaupten, auch sonst ist sie nicht allzu leichtgläubig oder abergläubig und beginnt Fragen zu stellen. Viel mehr Fragen, als man von ihr erwartet hätte.
Neben Clara gibt es noch einige Nebencharaktere, die sowohl auf Shadowbrook als auch rund um Shadowbrook leben. Viele wissen mehr, als sie Preis geben möchten, manch einer hegt Vorurteile gegen Clara und deren auftreten und jeder einzelne bekommt, der Wichtigkeit in der Geschichte passend, genügend Tiefgang. Auch die Charaktere sorgen deutlich für das passende Zeitgefühl.

Mein Fazit

Auch wenn ich auf den ersten Blick eine etwas andere Geschichte erwartet hätte, wurde ich nicht von dem Buch enttäuscht. Zwar gab es die ein oder andere Passage, die für meinen Geschmack zu langatmig wurde, doch das macht die Autorin mit ihrer harmonischen Sprache absolut wett. Auch mit ihrer Protagonistin hat sie eine absolut ungewöhnliche Person geschaffen, die ich für ihren Mut und ihr Auftreten bewundert habe. Wer auf der Suche nach einem besonderen Roman ist, wird hier fündig.