Rezension

Sprachliche Mängel mindern das Lesevergnügen

Die Gilde der Schwarzen Magier 01. Die Rebellin - Trudi Canavan

Die Gilde der Schwarzen Magier 01. Die Rebellin
von Trudi Canavan

Bewertet mit 3 Sternen

"Die Rebellin" von Trudi Canavan ist der Auftakt zur Fantasy-Triologie "Die Gilde der Schwarzen Magier", der Debüt-Roman und gleichzeitig auch mein erster Kontakt mit der Autorin. Bis auf leichte Schwächen im sprachlichen Bereich war ich von diesem Roman sehr positiv überrascht und konnte nicht von ihm ablassen, bis ich ihn an nur zwei Abenden zu Ende gelesen hatte.

Zuerst kurz zum Inhalt: Sonea ist ein armes Mädchen, das im Armenviertel der Stadt Imardin lebt, dem sogenannten Hüttenviertel. Bei einer Säuberung, einer Aktion bei der die Magier die Vorstadt von Bettlern und Verbrechern befreien, wirft Sonea zusammen mit anderen Kindern Steine gegen den magischen Schutzschild - nur ihrer bricht durch und sowohl Sonea als auch der Magier Rothen entdecken, dass sie über starke magische Fähigkeiten verfügt. Da es außerhalb der Gilde der Magier keine Magie geben darf und Sonea durch ihre unkontrollierte Magie zur Gefahr für sich und andere wird, versuchen die Magier um Rothen sie zu finden und zum Eintritt in die Gilde zu bewegen. Sonea dagegen verachtet die Magier und versteckt sich mit Hilfe ihres Freudes Cery. Das Katz-und Mausspiel beginnt....

Den Plot von "Die Rebellin" fand ich gut gewählt, interessant und auch nicht schlecht umgesetzt. Besonders die groben Züge der Phantasiewelt, die Unterteilung der einzelnen Stadtviertel, die Rolle der Magier und den Einfluss des Königs, vermittelt die Autorin sehr verständlich und gleichzeitig subtil, ohne die Geschichte mit langen Erklärungsmonologen unnötig in die Länge zu ziehen. Warum sollte ein Protagonist, der in dieser Welt lebt und für den sie selbstverständlich ist, auch lange über ihren Aufbau nachdenken? So "versteckt" Canavan die Erläuterungen ganz dezent und nur in kleinen Stücken in den natürlich wirkenden Gedanken ihrer Protagonisten. Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Stil, von dem sich andere Fantasy-Autoren noch was abschauen können.

Leider gelingt ihr das aber nicht bei jedem Teil der Geschichte; besonders im Detail waren die Beschreibungen manchmal so oberflächlich, dass ein genaueres Bild im Kopf zumindest bei mir kaum entstehen konnte.
Beispiele dafür sind das Tier "Gorin", irgendein haariger Fleischlieferant, oder das Getränk "Sumi", das lediglich als bitter beschrieben wird. An der Stelle an der eine genauere Beschreibung hätte folgen können (müssen), steht ein vollkommen leerer, nichtssagender Satz: "Rothen [...] stellte alles, was man zur Zubereitung von Sumi benötigte, auf ein Tablett" (S. 406). Leider erschließt sich mir als Leser die Bedeutung von "Alles, was benötigt wird" ganz und gar nicht und ich war durch die fehlenden Details teilweise etwas frustriert. Zuviel Detailverliebheit tut sicherlich keinem Roman gut, wenn es in der Beschreibung jedes Grashalms endet, aber eine kleine Prise "Grashalme" hätte diesem Roman eher genützt als geschadet.

Des Weiteren hatte das Buch in meinen Augen auch sprachliche Mängel. Zum Einen lagen diese in der häufigen Wiederholung bestimmter Formulierungen. Besonders aufgefallen sind mir unter vielen anderen die immer "schmalen Augen" und die obligatorischen "einigen hundert Schritte", sobald gelaufen wurde. Zum Anderen zeigt sich eine gewisse fehlende Kreativität bei der Wahl von Namen. Während die häufiger auftauchenden Figuren halbwegs abwechslungsreiche Namen erhielten (Sonea, Dannyl, Cery(ni), Rothen, Lorlen, Fergun...), hatten viele, insbesondere männliche Nebencharaktere erschreckend einfach gestrickte Vornamen wie Gellin, Ollin, Tullin oder Sarrin, Harrin, Garrin oder - wenn die Autorin sich ganz was exotisches übelegt hat ;-) - mal nur einen Konsonanten statt zweien in der Mitte wie Gorin, Serin, Norin.

Allgemein läuft die Handlung gerade im ersten Teil des Romans eher schleppend an und ich war etwas enttäuscht von der ständigen Passivität von Sonea. Sie wird eigentlich nur am Arm gepackt und hinterhergezogen, agiert aber selten selbst. Zudem dauerte die Einführung in Orte und Personen etwas länger, als ich es mir für den Spannungsaufbau gewünscht hätte. Eine emotionale Bindung zu den Protagonisten baut sich daher auch eher langsam auf, nach etwa 200 Seiten war ich dann aber "drin" und vollkommen von der spannenden Geschichte in Beschlag genommen.

Insgesamt fand ich die Geschichte sehr interessant und auch spannend. Ich werde auf jedenfall noch die Folgeromane "Die Novizin" und "Die Meisterin" lesen, allerdings mit der Hoffnung, dass sprachliche Mängel sich mit zunehmender Erfahrung der Autorin minimieren werden, da sie den Lesespaß auf Dauer schon beträchtlich mindern.
Ich empfehle dieses Buch also auf Grund seiner Geschichte an alle, die Zugunsten eines guten Plots auch mal über einen eher platten Schreibstil hinwegsehen können. Es lohnt sich.