Rezension

Sprachlos...

Ada
von Christian Berkel

.. scheint Ava bereits die erste Hälfte ihres Lebens verbracht zu haben. Nun möchte sie dies' mithilfe eines Psychotherapeuten aufarbeiten. Diesen Einstieg bekommen wir in die Ich-Erzählung eines Lebens, dem von Ada.

Das Cover ist ansprechend, das Gesicht einer jungen Frau- geheimnisvoll und nicht ganz scharf- eine ältere Photographie? definitiv jedoch mit hohem Wiedererkennungswert.

Schauspieler Christian Berkel ist (auch) ein grandioser Autor, das hat er bereits mit seinem Debüt "Der Apfelbaum" bewiesen, der von Kritikern und Lesern begeistert gefeiert wurde. "Ada" baut darauf auf, ist aber eine in sich geschlossene Geschichte und kann auch ohne die Vorkenntnisse gut verstanden werden.

Ada, 1945 geboren, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Sala in Argentinien, bis sie knapp 10jährig gemeinsam nach Berlin zurückkehren. Dort lernt sie ihren Vater Otto kennen, auch er ein Schweiger. Das glückliche Familienleben stellt sich nicht ein, Mutter Sala manisch-depressiv, Otto ein dauerarbeitender Arzt und mittendrin Ada, allein. Auch draußen, in diesem fremden Land fühlt Ada sich unwohl, unwillkommen.

Und das ist ihre Sehnsucht- ankommen, sich zuhause fühlen. Entwurzelt wie Ada ist, gelingt das nicht. Um sie herum leben die Erwachsenen so, als hätte es den Krieg nicht gegeben. Er wird einfach nicht erwähnt.

Christian Berkel hat eine Art, diese Geschichte so zu erzählen, daß man glaubt, tatsächlich einer Frau zuzuhören. Anfangs kindlich naiv, später aufsässig, dann gereifter, ja schon melancholisch bringt er uns Ada sehr nah. Ihre Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Identität, nach Nähe, Zusammengehörigkeit- all das beschreibt er intensiv und das auf eine so leicht-verständliche Weise, daß man gar nicht aufhören möchte, ihm zu folgen.

Mir hat "Ada" vom beeindruckenden Schreibstil sehr gefallen, die Handlung wies' einige wenige Schwächen auf, dennoch mit 4* durchaus empfehlenswert.