Rezension

Sprachlosigkeit nach dem Verlust

Das Haus in der Claremont Street - Wiebke von Carolsfeld

Das Haus in der Claremont Street
von Wiebke von Carolsfeld

Bewertet mit 4 Sternen

Innerhalb weniger Minuten war der kleine Tom Waise. Was er mitansehen musst, kann niemand nachvollziehen und ist Thema des Debütromans „Das Haus in der Claremont Street“. Dass er seitdem nicht mehr spricht und auch noch einige andere „Eigenheiten“ an den Tag legt, das ist verständlich. Seine Mutter hatte drei Geschwister, die sich um Tom kümmern wollen. Mona, die Tote, beschloss vor ihrem Tod, dass die Älteste das Sorgerecht für Tom bekommt. Die ist kinderlos und mit beim Umgang mit dem Traumatisierten schon bald überfordert. Es folgt Rose, die im Haus an der Claremont Street wohnt. Das ist übrigens das Elternhaus der Geschwister. Hier lebt auch Roses Sohn und der ledige Bruder Will. Alle bemühen sich um Tom, der bleibt aber verschlossen.

 

Es war ein Mord mit Ansage und trotzdem kam er für die Geschwister überraschend. Allerdings machen sie sich jetzt, wo die Tat geschah, bittere Vorwürfe. Warum haben sie die Zeichen nicht erkannt? Versäumten sie es mit Absicht, ihre Schwester zu retten? Es gibt ja Frauen, die angeblich täglich vor einen Schrank laufen oder die Treppe hinunterfallen. Doch, ist das glaubwürdig? Trotz des ernsten Themas über Traumen und den brutalen Verlust der Eltern, musste ich hin und wieder schmunzeln. Die Autorin berichtete nicht nur todernst sondern stets mit einem Augenzwinkern.

 

Ich fand es anstrengend, dass ich mich immer wieder auf neue Gedanken und Schauplätze einlassen musste. Viele Erlebnisse aus der Vergangenheit Toms und der Geschwister wechselten mit den Problemen der Gegenwart. Aber trotzdem lohnte es sich, dabeizubleiben und dem Geschehen zu folgen. Es ist ihr Debüt und dafür ist es gut gelungen. Luft nach oben gibt es immer. Vier Sterne und eine Leseempfehlung sind berechtigt, so denke ich.