Rezension

Sprachmanipulationen durchschauen

Politisches Framing - Elisabeth Wehling

Politisches Framing
von Elisabeth Wehling

Gerade erleben wir es wieder: Ein iranischer General wird durch eine Drohne getötet. Dabei wäre der korrekte Ausdruck Mord, denn um nichts anderes handelt es sich, wenn ein Mensch durch eine Drohne erschossen wird. Man könnte auch den Ausdruck Attentat gelten lassen. Diese beiden Ausdrücke bringen die Schwere der Tat zum Ausdruck. Im Gegensatz dazu klingt Tötung harmlos.

Und genau mit dieser Thematik, Manipulation mittels Sprache, befasst sich das Buch Politisches Framing von Elisabeth Weling. 

Im ersten Teil informiert sie, wie unser Gehirn funktioniert, wie wir Dinge wahrnehmen, welche Assoziationen Sprache und Wörter in uns wecken und vor allem, wie unterbewusst wir all diese Dinge registrieren. Dadurch, dass wir uns unserer Denkmuster im Alltag nicht bewusst sind, funktioniert Framing so wunderbar. Wir schnappen Worte wie Steueroase, Arbeitnehmer, Leistungsträger oder Flüchtlingswelle auf und sprechen sie nach. Aber was lösen diese Worte in uns aus? 

Ich greife das Wort Steueroase heraus. Wenn jemand sein Geld in eine Steueroase verschiebt, beraubt er den Staat um seine Einnahmen. Es wird also ein Diebstahl begangen, nicht nur am Staat, sondern an uns allen. Schließlich sind wir der Staat. 

Aber das Wort Steueroase verschleiert diesen Tatbestand. Eine Oase ist ein Sehnsuchtsort, eine lebenspendende Insel inmitten der todbringenden Wüste. Klingt romantisch und nach unbeschwerten Tagen. Dazu passt unsere Assoziation, die Steuern immer als Last wahrnimmt, weil eben immer von der Steuerlast geredet wird. Und eine Last will man loswerden, also haben wir Verständnis für Leute, die diese Last verringern, in dem sie ihr Geld in eine Steueroase bringen. 

Aber Steuern sind die Einnahmen des Staates. Und von diesen bezahlt er die Polizei, Lehrerinnen, Schulen, Straßen oder den öffentlichen Nahverkehr. Fehlen diese Einnahmen, werden wir alle geschädigt. 

Weitere Themen im Buch sind:

- Von viel Leid und wenig Freud: Steuern

- Der gedankliche Abbau unseres Gemeinschaftssinns: Sozialstaat

- Stark, Reicher, am besten!: Gesellschaft

- Von den Privilegierten, die kränkelnd in der Falle saßen: Sozialleistungen

- Geben ist seliger denn nehmen: Arbeit

- Erlaubt, aber nicht vergönnt: Abtreibung

- Die berechtigte Panik vor den neuen Proto-Muslimen: Islam und Terrorismus

- Kein Platz für kranke Passagiere: Zuwanderung und Asyl

- Ein wenig Wandel und viele abgenutzte Energien: Umwelt

Eine Empfehlung für alle, die der Manipulation durch Medien und Staat nicht länger auf den Leim gehen und sich eine wirklich eigene Meinung bilden wollen.

 

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 24. Januar 2020 um 23:07

Genau das habe ich auch gedacht und hat mich auch gestört: Egal, welche Rolle der General gespielt hat, es war Mord! Und man hörte fast nur, auch von den JournalistInnen in Nachrichtensendungen, von "Tötung".