Rezension

Stalking - ein Alptraum wird Wirklichkeit Beklemmend, düster und unglaublich emotional.

Du bist mein Tod - Claire Kendal

Du bist mein Tod
von Claire Kendal

Bewertet mit 4 Sternen

Clarissa ist eine junge Frau, die gerade die Trennung von ihrem Freund hinter sich hat.
Sie ist noch immer gefangen damit, dass ihr Kinderwunsch sich nicht erfüllt hat.
Dann lernt sie Rafe kennen, einen Kollegen.
Nach einem gemeinsamen Abend, an den sie sich kaum erinnern kann.
Fängt er an, sie zu belästigen.
Egal was sie sagt oder tut, sie wird ihn nicht los.
Er macht ihr Geschenke, lauert ihr auf, terrorisiert sie.
Für Außenstehende sieht es aus, als wär er ihr Freund.
Ist aber nicht.
Als sie herausfindet, dass seine letzte Freundin spurlos verschwand , spitzt sich die Lage zu.
Wird sie ihm entkommen können?
Oder wird sie aus dieser Geschichte nicht lebend herauskommen.

Diese Geschichte hat mich von Anfang an, enorm gefesselt.
Was vor allem an dem ungewöhnlichen Schreibstil der Autorin liegt. Einerseits wird von Clarissa erzählt, aber in anderen Absätzen wiederum erzählt Clarissa selbst in Form von Tagebucheinträgen und sie spricht in Gedanken  zu ihrem Peiniger.
Was er wohl tun wird, was er denkt und was ihn erwartet.
Aber sie spricht auch in Gedanken zu anderen Personen.
Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, ich kann nicht sagen, er ist locker leicht und liest sich flüssig weg.
Es ist vielmehr so, daß er sehr einnehmend, düster und intelligent gestaltet ist.
Von Anfang an, ist man direkt in Clarissas Kopf drin.
Man lernt sie kennen, ihren Tagesablauf, teilt ihre Gedanken und Gefühle.
Seit der verhängnisvollen Begegnung plant sie akribisch ihren Tagesablauf, sie hält immer die Augen offen, sichert sich von allen Seiten ab.
Doch es ist einfach nicht genug.
Interessant fand ich den Aspekt, dass Clarissa einen Vergewaltigungsfall als Geschworene beiwohnt.
Sie entdeckt dabei immer mehr Parallelen zu sich selbst.
Sie muss mit der Zeit feststellen, das sie ihres Lebens beraubt wurde.
Die Lage spitzt sich immer mehr zu.
Ich habe immens mit Clarissa gelitten. Ihre Opferrolle hat in mir Tränen der Wut hervorgerufen. Man hätte Schreien mögen vor Hilflosigkeit.
Denn was kann man tun?
Ich fand das  zentrale Thema: Stalking, sehr gut rübergebracht.
Es zeigt uns auf, was es damit auf sich hat.
Die Isolierung, Hilflosigkeit und unglaubliche Verzweiflung.
Es lässt uns das Grauen und immense Wut spüren.
Was kann man tun, wenn die unmittelbare Umgebung nicht das sieht, was es ist?
Clarissa tut das einzig richtige, sie kämpft mit allen Mitteln ums überleben.
Doch wird sie es auch schaffen?
Obwohl dieser Fall, mich in keinster Weise überraschen konnte,   denn  ich fand es von Anfang bis Ende vorhersehbar, was den zentralen Kern betrifft.
Dennoch hat es mich emotional sehr aufgewühlt und nachdenklich zurückgelassen.
Diese Thematik ist nicht einfach, aber ich finde sie wurde sehr glaubhaft und real ungesetzt.
Einzig die Personen in Clarissas Umgebung waren mir etwas blass, da hätte mehr Tiefe nicht geschadet.
Und obwohl sich dieses Buch  um Clarissa dreht, hatte ich trotzdem nicht das Gefühl, dass ich sie richtig gut kenne. Der doch recht eigenwillige Schreibstil hat dafür gesorgt, dass unsere Hauptprotagonistin eine Mauer um sich gebaut hat.
Wir erfahren auch nichts aus ihrer Vergangenheit, es geht schlicht und einfach um das Hier und Jetzt.
Mir hätte es auch gefallen, wenn man den Täter etwas besser kennen gelernt hätte, aber er bleibt leider immer wie ein Schatten.
Immer da, doch nicht zu greifen.
Aber trotz allem, bin ich enorm fasziniert von diesem Buch.
Es ist keins der Bücher, was man mal eben schnell weglesen kann.
Es braucht viel Aufmerksamkeit um das ganze verstehen und  verarbeiten zu können.
Hin und wieder muss ich gestehen, konnte ich Clarissas Handlungen nicht nachvollziehen.
Das Buch ist in 8 Kapitel aufgeteilt. Das ganze spielt sich in der Zeit von 3 Monaten ab. Die Kapitel sind relativ lang, aber durch den Sog den das Buch auslöst, kann man nicht aufhören mit lesen.
Ich finde das Cover und der Titel sind sehr gut gewählt, denn sie spiegeln die Seele des Buches wieder.

Fazit:
Stalking - ein sehr wichtiges Thema um das es hier geht.
Mit einer sehr intelligenten und fesselndes Schreibweise, die mich nicht losgelassen hat.
Beklemmend, düster und unglaublich emotional.
Die Autorin lässt uns das Grauen und die ganze Palette der Emotionen spüren.
Wir sind quasi selbst gefangen in einem Alptraum aus dem es kein entrinnen gibt.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass es aufgrund dem doch recht eigenwilligen Schreibstil, nicht für jeden etwas ist.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.