Rezension

Starke Frauenfigur - zwischen Widerstand und Liebe

Die Malerin des Nordlichts - Lena Johannson

Die Malerin des Nordlichts
von Lena Johannson

Über Signe Munch - die Nichte des bekannten Malers Edvard Munch - weiß man nur sehr wenig. Ich musste erstmal selbst recherchieren, um ein paar Key-facts zu finden. Eine begabte Malerin soll sie gewesen sein. Aber leider sind während der NS-Besetzung in Norwegen viele ihrer Werke verschollen, wenn nicht sogar zerstört worden. Umso schöner, dass sich die Autorin daran gemacht hat, das Leben dieser außergewöhnlichen Frau im Schatten anderer bedeutender Künstler etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Natürlich erhebt das Werk keinen Anspruch auf historische Genauigkeit, es geht der Autorin hier vielmehr um den Charakter Signes, ihr prägendes Verhältnis zu ihrem Onkel Edvard Munch, der sie inspiriert haben soll und natürlich nicht zuletzt ihre Liebe zur Kunst und ihrem jüngeren Mann Einar, der sie bald in den Widerstand gegen die NS-Besatzer verwickelt. Ein wirklich tragisches Verhängnis...

Ich habe schon einige Werke aus der Aufbau Verlagsreihe über Frauen zwischen Kunst und Liebe gelesen. Aber dieses Buch über Signe Munch hat mich sehr bewegt. Nicht nur, weil es eine sehr "stille" Geschichte ist, sondern auch eine tragische, wenn man sich den Lebensweg der Künstlerin genauer anschaut. Ich habe förmlich gespürt, wie sich die Autorin dem Menschen Signe vorsichtig und feinfühlig genähert hat. So steht über weite Strecken der Charakter und die Entwicklung zur eigenständigen Künstlerin, die stark an ihrem eigenen Können zweifelt, im Vordergrund. Das nimmt zwar der Geschichte etwas an Tempo, zumal sich die Autorin hier nur auf bestimmte Stationen in ihrem Leben konzentriert und gerade zum Ende hin regelrechte Zeitsprünge erfolgen. Aber dadurch wird auf der anderen Seite die Geschichte wieder der Figur von Signe gerecht.  Schade fand ich etwas, dass das Verhältnis zu ihrem Onkel Edvard Munch für mein Gefühl etwas zu kurz kam, schließlich soll er einer der prägenden Menschen in ihrem Leben gewesen sein. So bleibt Edvards Figur in der Handlung etwas am Rande - jedoch besonders in der Phase, in der sich Signe zu einer eigenständigen expressionistischen Künstlerin entwickelt, auch wieder präsent. Das Verhältnis zwischen Signe und ihrem jüngeren Mann fand ich sehr schön interpretiert, es war nicht zu kitschig oder emotional zu überladen. Es hatte im Gesamtkontext der Geschichte genau die richtige Tonalität und führt auch zum tragischen Höhepunkt im Leben der Künstlerin. Der Sprachstil der Autorin ist sehr angenehm, und passend - und erleichtert den Lesefluss sehr. Insgesamt ist es eine gelungene Interpretation des Charakters einer "unbekannten" Künstlerin Norwegens, bei der es eher auf den Menschen und die Kunst ankommt, als auf eine temporeiche, spannend erzählte Geschichte.