Rezension

Starke Geschichte, schwache Umsetzung.

Oleanderregen, 1 MP3-CD - Stefanie Gerstenberger

Oleanderregen, 1 MP3-CD
von Stefanie Gerstenberger

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Buch mit einem so klangvollen Namen fällt einem doch sofort ins Auge. Und wenn der Titel schon so klangvoll ist, dann muss der Inhalt es ja auch sein, dachte ich mir und kaufte mir „Oleanderregen“ von Stephanie Gerstenberger als Hörbuch für eine lange Autofahrt.

Am Ende sind unzählige Autofahrten daraus geworden, auf denen ich mich durch dieses Hörbuch geschleppt habe.

Zum Inhalt: Valentina, eine junge Sizilianerin, die allerdings in Deutschland aufgewachsen wird, leidet unter dem strengen Regiment ihres Vaters. Zu Beginn des Buches will sie ihrem Vater schonend beibringen, dass sie mit ihrem Langzeitfreund Erik zusammen- und damit aus dem Elternhaus ausziehen wird.

Doch bevor es dazu kommt, stirbt der Vater und soll auf Sizilien begraben werden. Dort trifft Valentina nach Jahren mal wieder auf ihre gesamte Großfamilie und ist sofort einem lang gehüteten Familiengeheimnis auf der Spur: Laut seines Testaments ist sie gar nicht das einzige Kind ihres Vaters, sondern ihre Cousine Irma, die lange Zeit bei der Familie in Deutschland lebte, ist es ebenfalls! Diese liegt nach einer relativ harmlosen Blinddarmoperation allerdings im Koma.

Mit Irma verbindet Valentina eine ganz besondere Geschichte, die auch der Grund dafür ist, dass die beiden sich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen haben: Valentinas große Liebe Max verließ sie, um mit Irma nach Sizilien zu reisen.

Im Krankenhaus, in dem alle um Irmas Leben bangen, erzählt ihr Angelina (das Verwandtschaftsverhältnis weiß ich leider nicht mehr und bei einem Hörbuch kann man es so schlecht nachschauen) die gesamte Geschichte der Familie, in der es immer um die Liebe und viel um das Schicksal geht.

Anhand dieser Schilderungen beginnt Valentina, sich kritisch mit ihrem eigenen Leben und ihren eigenen Fehlern auseinanderzusetzen und sich auch mit der Liebe zu beschäftigen.

Schnell wird klar, dass sie auf Sizilien ihren Platz gefunden hat, nur an wessen Seite, das ist noch die Frage.

Ich finde auch jetzt noch, beim Schreiben der Rezension, dass sich die Geschichte einfach klasse anhört. Diese Geschichte hat alles, was eine gute Geschichte braucht. Trotzdem fand ich das ganze Hörbuch extrem zäh. Das lag zum einen an der Sprecherin Sabine Swoboda, die sehr langsam und monoton gelesen hat.  Zum anderen lag es auch daran, dass sie an seltsamen Stellen den italienischen Akzent imitiert hat. Klar ist es schwierig, ein Buch zu schreiben und / oder ein Hörbuch zu vertonen, in dem manchmal italienisch gesprochen wird (allerdings in der übersetzten deutschen Version) und damit die Sprechenden keinen Akzent haben dürften und manchmal Deutsch gesprochen wird – die Sprechenden also sehr wohl einen Akzent haben. Ich fand es nur im Hörbuch nicht gut gelöst. Denn die Personenkonstellation ist sowieso schon ziemlich verwirrend. Wenn man sie dann nicht mal an ihrer Sprechweise unterscheiden kann und jeder nur manchmal einen Akzent hat, kommt man irgendwann ganz raus.

Auch ansonsten zieht sich die Geschichte wie Kaugummi. Die Schilderungen der Geschichte von mehreren Generationen sind zwar interessant, aber man hätte sie auch nicht bis ins kleinste Detail ausschlachten müssen – besonders die Geschichte um Valentinas behinderten Onkel Pino. Hier wurden bis in die kleinste Kleinigkeit die grausamen Behandlungsmethoden beschrieben, mit denen er geheilt werden sollte. Das hätte ich jetzt so nicht gebraucht.

Gegen Ende nimmt das Buch allerdings noch wirklich an Fahrt auf! Die letzte halbe Stunde ist wirklich spannend und da hatte ich das Gefühl, dass die Autorin endlich mal das Gaspedal gefunden hatte und dem Leser die Geschichte in schnell aufeinander folgenden Häppchen präsentiert hat.

Wenn alles so gewesen wäre, hätte das Buch sehr viel Potential gehabt!