Rezension

Starke Protagonisten und eine originelle Story

Game of Gold - Shelby Mahurin

Game of Gold
von Shelby Mahurin

Bewertet mit 4.5 Sternen

In der historischen Fantasywelt in der Game of Gold spielt, stehen Hexenverfolgungen immer noch auf der Tagesordnung. So genannte Chasseure jagen die Hexen und verbrennen sie auf dem Scheiterhaufen. Dadurch hat Lou ein großes Problem, denn sie ist nicht nur eine Hexe, sondern auch noch auf der Flucht vor den anderen Mitgliedern ihres „Ordens“. So versteckt sie sich schon seit 2 Jahren in der Stadt Cesare, als sie beim Versuch einen magischen Ring zu stehlen entdeckt wird und mit dem Hexenjäger Reid verheiratet wird. 

 

Durch die ungewollte Ehe lebt sie zwar zunächst geschützt im Turm der Chasseure, muss aber ihre magischen Kräfte verheimlichen und kann sich nur ihrer Freundin Coco, die ebenfalls eine Hexe ist, offenbaren. Als sie grade beginnt ihrem Ehemann näher zu kommen, tauchen jedoch ihre Feinde wieder auf, die sich auch von einem Haufen Hexenjäger nicht so einfach aufhalten lassen. 

 

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Lou und von Reid erzählt, sodass man sich in beide gut hineinversetzen kann. Der Anfang war ein wenig verwirrend, da man direkt in die Geschichte hineingeworfen wird und es ein wenig gedauert hat bis ich die Verstrickungen und die Art der magischen Kräfte durchblickt habe. Als ich dann in der Geschichte drin war, war es eine originelle Geschichte, die ich so noch nie gelesen habe. Der Schreibstil war angenehm und flüssig und passte auch zu der groben Zeit in der die Geschichte angesiedelt ist. 

 

Das Beste an Game of Gold war definitiv Lous Charakter, weil er einfach so anders war als bei den typischen weiblichen Protagonisten in Fantasybüchern. Die letzten zwei Jahre hat sie sich auf der Straße über Wasser halten müssen und dabei ein ziemlich derbes und freches Mundwerk entwickelt. Auch vor körperlichen Auseinandersetzungen hält sie nichts zurück und über ihren Ehemann und die anderen Chasseure macht sie sich nur zu gerne lustig. Ein Leben als gefügige Ehefrau passt überhaupt nicht zu ihr, doch das Leben inmitten ihrer Feinde bietet eben auch einen gewissen Schutz. Trotzdem ist Lou auch einfühlsam, steht für ihre Freunde ein und möchte den Menschen um sich herum nichts Böses, obwohl die meisten anderen Hexen mit Vorliebe Menschen „verhexen“ oder töten. 

 

Reid hingegen lebt für die Hexenjagd. Als Waisenkind wurde er schon früh in diese Richtung gelenkt und zu einem loyalen und gehorsamen Mitglied der Chasseure erzogen. Eigentlich hat er sein Herz bereits an eine andere Dame verloren, da es für Hexenjäger aber nicht üblich ist zu heiraten gibt er sich damit zufrieden alleine zu bleiben. Die plötzliche Ehe mit Lou wirft ihn komplett aus der Bahn, da es ihm schwer fällt mit ihrer frechen Art umzugehen, die überhaupt nicht seinem Frauenbild entspricht. Bei den Chasseuren wird auch ein Fokus auf die Religion und den Fanatismus gelegt, was mir persönlich recht gut gefallen hat. 

 

Auch einige Nebencharaktere, wie Coco und Ansel konnten mir mit der Zeit ans Herz wachsen, da sie alle Eigenschaften hatte, durch die sie hervorgestochen sind, sodass ich besonders bei Coco hoffe, dass sie in Band 2 noch mehr im Fokus stehen wird und man mehr über sie erfahren kann. 

 

Meine einzige Kritik an dem Buch ist, dass ich mir ein bisschen mehr Informationen über das Land und die Umgebung gewünscht hätte. Der Roman war sehr stark auf die Geschehnisse und die Beziehungen ausgerichtet, ein bisschen drumherum hätte aber nicht geschadet. 

 

Das Buch endet schließlich recht abrupt, es ist zwar kein richtiger Cliffhanger aber vieles bleibt offen, sodass ich jetzt ein bisschen traurig bin, dass Band 2 erst im September 2020 auf Englisch veröffentlicht wird, sodass es mit der Übersetzung wohl noch etwas dauern wird. Insgesamt war es aber ein tolles Fantasybuch, dass durch starke, außergewöhnliche Protagonisten punktet und sich dadurch von vielen anderen Büchern des Genres stark abhebt, dem ich 4.5 Sterne gebe.