Starke Protagonistin - kommt leider nicht richtig zum Zuge
Bewertet mit 2.5 Sternen
Sal kennt sich aus mit Survival-Themen. Das hat sie sich alles als Vorbereitung auf das, was sie mit ihrer kleinen Schwester Peppa vorhat, bei YouTube angeeignet. Damit der Freund ihrer Mutter mit ihrer Schwester nicht das machen kann, was er seit langem mit ihr macht, sorgt sie dafür, dass er nicht kann und flieht mit Peppa in die Wildnis. Dort treffen die beiden auf Ingrid, die ebenfalls ein Aussteigerleben führt, und planen schließlich, ihre Mutter zu sich zu holen.
Sal ist ein starker Charakter. Sie ist unglaublich schlau und systematisch in ihrem Handeln. Das Wohl ihrer Schwester steht für sie an erster Stelle. Der Leser darf ihr jedoch nicht wirklich 'in den Kopf schauen'. Ihre Gedanken bleiben größtenteils unbekannt, Mick Kitson lässt vor allem ihre Taten für sich sprechen. Das lässt natürlich Raum für Spekulationen offen. Und eine gewisse Distanz bleibt so bestehen, weil der Leser denkt 'Da ist noch etwas, das ich nicht über Sal weiß.' Somit beeindruckt die Protagonistin zwar, berührt den Leser aber nicht ganz.
Stattdessen füllt der Autor viele Seiten seines Buches mit der Geschichte Ingrids, die teils in der ehemaligen DDR spielt. Ist das so ein aktuelles Thema? Es ist interessant - für Deutsche allemal - aber was hat das mit Sal zu tun? Außer, dass Ingrid Ärztin war, was in der Wildnis natürlich praktisch ist, hat ihre Geschichte für mich keinen erkennbaren Einfluss auf Peppa und Sal und steht isoliert als 'Buch im Buch'. Möchte der Autor Systemausbrecher thematisieren? Dann hätte er Sal und Peppa nicht in die einsamen Wälder schicken dürfen und noch mehr Personen dazu holen müssen. Hätte er Sal - wie der Titel des Buches nahelegt - als Triebfeder der Geschichte, ihrer Geschichte, inszenieren wollen, hätte er ihr noch mehr Raum, mehr Krisen, mehr Bewährungsproben geben müssen.
Ich habe irgendwie den Eindruck, der Autor hat nicht genug Ideen für seine eigentlich Story um Sal gehabt und verliert sich deshalb in Nebenschauplätzen. Leider erhält der Roman so nicht genug Tiefe und kann den Leser nicht wirklich mitnehmen. Schade. Ich hätte gerne mehr von Sal gelesen. 2.5 Sterne