Rezension

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Starke Spannung!

Falsch gespielt - Carin Gerhardsen

Falsch gespielt
von Carin Gerhardsen

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Mann wird erschossen im Wald aufgefunden - in seiner Hemdtasche nichts als vier Spielkarten und ein Zettel mit unleserlichen Koordinaten. Conny Sjöberg und sein Team ermitteln und schon bald tauchen die verschiedensten Hinweise in Sven-Gunnar Erlandssons Umfeld auf, die ein Mordmotiv liefern. Wusste er etwas über das verschwinden von Larissa Sotnikova, dem russischen Sommerkind seines besten Freundes Staffan Jenner? Und was ist mit seiner eigenen Stieftochter Dewi, die seit vier Jahren nichts als belanglose Emails von sich hören lässt und dann auch noch von immer unterschiedlichen Adressen? Ein Telefonanruf von Erlandssons Handy rückt Jan Siem und dessen Tochter Josefine, die ihren toten Fußballtrainer im Wald fand, in den Fokus der Ermittlungen aber die Tatsache, dass Lennart Wieklund, der Vierte im Bund von Erlandssons Pokerrunde eine Vorliebe für junge Mädchen nachgesagt wird, macht auch ihn verdächtig. Dabei scheint Erlandsson oberflächlich betrachtet der perfekte Mensch zu sein mit seinen Sozialengagements - wer also hätte ihm etwas antun wollen? Zwar fassen die Ermittler bald einen Jugendlichen, der den Mord gesteht, doch irgendetwas scheint faul an der Sache...

Carin Gerhardsen schafft es, nach und nach immer mehr Abgründe hinter den einzelnen Figuren zu enthüllen und führt den Leser gekonnt auf falsche Spuren. Blättert man später zurück, ergibt alles einen genauen Sinn, womit die Autorin einem gekonnt vor Augen führt, wie oberflächlich man häufig liest!

Gekonnt setzt sie verschiedende facetten von Sprache ein, um den Leser zu verwirren, wie beispielsweise anfangs, als sich immer wieder zwei Gedankenstänge abwechseln, die scheinbar zu einer einzigen Person mit böser Absicht gehören, da man automatisch von einem Täter ausgeht und abgehackte Gedanken auch oft in neuen Anführungszeichen dargestellt werden. Dass es sich dabei tatsächlich um zwei Personen handelt, wird einem erst im Nachhinein klar. Genauso verhält es sich mit den Gedankeneinschüben des Mädchenentführers, die den Eindruck vermitteln, derjenige müsse noch am Leben sein - umso größer ist daher die Überraschung, dass das Opfer hier zeitgleich ein Täter war und der Erlandsson-Mörder nicht identisch mit dem vergewaltiger ist.

Dazu kommt, dass dank seines I-Phones eine Verbindung zu einem polizei-internen Fall zustande kommt, die es letztendlich ermöglicht, den zweiten Vergewaltiger der Polizistin Petra zu entlarven.

Süß ist außerdem die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Ermittler Hamad, weshalb es umso schöner ist, dass er derjenige ist, der den Beweis gegen ihren Vergewaltiger erbringt.

 

Anfangs ist es zwar ein wenig schwierig, sich die verschiedenen Mitarbeiter der Polizeiwache Hammerby zu merken, was vermutlich daran liegt, dass "Falsch gespielt" der vierte Band der Hammerby-Reihe ist, aber nach kurzer Zeit findet man sich dann doch gut zurecht.

Die Charaktere sind außerdem jeder durch bestimmte merkmale und Schicksalsschläge gezeichnet, was sie sehr echt wirken lässt im gegenstaz zu den vielen platten Ermittlern in anderen Fällen (Sandén hatte einen Schlaganfall und hat eine geistig leicht behinderte Tochter, Gerdin stirbt fast an den Folgen eines Geschwürs im Unterleib und stößt mit ihrem Charakter den größten Teil des Teams von sich weg, Odd Andersen war mal Musikstar und ist optisch eher das Gegenbild eines Polizisten etc.).

Auch das Cover gefällt mir sehr gut, wobei ich den Titel Originaltitel "Totenmannshand" (wie es übersetzt heißt) irgendwie passender gefunden hätte.

Insgesamt hat mir "Falsch gespielt" sehr gut gefallen, die Charaktere waren glaubhaft, wenn auch anfangs schwer auseinanderzuhalten, und der Spannungsbogen wurde nach der Verhaftung des Mörders noch einmal stark angezogen, da die Motive erst noch offenbart werden mussten. Tatsächlich ist dieses Buch für mich das erste, in dem ich in dem Auftraggeber eines Mordes hineinversetzen kann und das Opfer am Ende nur noch bedingt bemitleide, da die Autorin ihm so viele schreckliche Dinge zugeschrieben hat - äußerst gelungen!