Rezension

Starke vier Krimisterne für ein Debüt

Dein finsteres Herz
von Tony Parsons

Bewertet mit 4 Sternen

Detective Max Wolfe und seine Abteilung sind in heller Aufruhr als der erfolgreiche Banker Hugo Buck in seinem Büro grauenvoll ermordet wurde - sein Kopf ist lediglich noch minimal mit dem Körper verbunden, nachdem der Täter ihm die Kehle sauber durchtrennte. Nur einen Tag später wird in einer Seitengasse das nächste Opfer mit dem gleichen schrecklichen Merkmal gefunden: Adam Jones, ein heroinsüchtiger Obdachloser. Die Ermittlungen ergeben, dass beide Männer vor 20 Jahren auf einem Jungeninternat eng befreundet waren und noch fünf weitere Männer zu ihrer Clique gehörten, die nun anscheinend ebenfalls in höchster Gefahr schweben. Was geschah damals auf der ehrwürdigen Potter’s Field Schule und warum macht sich Jemand die Mühe fast zwei Jahrzehnte später das Geschehene zu rächen?

Der Schreibstil des Debütautoren liest sich sehr angenehm und macht es leicht der Handlung zu folgen, da trotz kleiner Sackgassen im Ermittlungsverlauf andere interessante Unterhaltungsaspekte eingebaut werden. Darunter zählen zum Beispiel die mehrmaligen Besuche des Black Museum, welches ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte über die verschiedenen Tötungswerkzeuge der letzten Jahrzehnte (von der Öffentlichkeit nicht zu betreten) bietet und mich gespannt folgen ließ. Allerdings gab es auch Momente, die speziell bei der Auflösung der Mordfälle in mir das Gefühl stärker werden ließen, dass ich der Idee des Krimis schon einmal begegnet bin und somit einige Stellen ihren „Zauber“ dadurch ein wenig einbüßten.

Besonders positiv an dem Lebenslauf des Charakters gefällt mir, dass Wolfe sich schon in recht jungen Jahren als alleinerziehender Vater einer fünfjährigen Tochter beweisen muss. Es werden einigen Randbemerkungen zu der Mutter der kleinen Scout eingeflochten, die darauf schließen lassen, dass sie nach langer Krankheit oder bei einem Verbrechen gestorben ist, wie beispielsweise in diesem Zitat: „Sie schlief bei Licht, seit wir ihre Mutter verloren hatten.“ (S. 43). Etwa nach der Hälfte des Krimis wird ihr Verbleib aber gelüftet und die Wahl des Autors war viel besser als meine Vermutungen und gibt uns Lesern die Chance noch mehr Sympathie mit dem Protagonisten aufzubauen.

In Ansätzen zeigt sich, dass Wolfe bereit für eine neue Frau an seiner Seite wäre und unter den Kolleginnen gäbe es da auch eine Kandidatin die ich mir ziemlich gut in seinem privaten Leben vorstellen könnte, obwohl Tony Parsons noch keine Träumereien in diese Richtung einflocht. Wir müssen wohl auf den Nachfolgeband warten, um zu sehen, wie der Singlemann seine Avancen einsetzt, wenngleich ich mir nicht wünsche, dass seine Frauenjagd zu sehr in den Mittelpunkt rückt – kleine Zwischensequenzen wir ich hier im Auftaktband reichen vollkommen und waren prima dosiert, sodass ich vier Krimisterne vergebe. Weitere Fälle mit dem netten Hundepapa möchte ich mir deshalb nicht entgehen lassen und freue mich auf baldigen Nachschub.